Ein Psychoduell um Schuld und Rache in interessanter und spannender Erzählweise

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Gleich zu Beginn erhält Menkhoff, Kriminalhauptkommissar der Aachener Kriminalpolizei einen anonymen Anruf mit dem Hinweis, dass ein Mädchen verschwunden sein soll. Als er und sein langjähriger Kollege Kriminalkommissar Seifert vor der Türe des verschwundenen Mädchen stehen, blicken sie in die Augen von Dr. Jochim Lichner, Psychiater und damals zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, da er ein kleines Mädchen ermordet hat. Bis heute beteuert er allerdings seine Unschuld und scheint auf von einem verschwundenen Mädchen, welches seine Tochter sein soll, nichts zu wissen. Hat sich hier jemand einen bösen Scherz erlaubt?
Da ist Kriminalhauptkommissar Menkhoff ganz anderer Meinung und ist sich sicher, dass Dr. Lichner dieses Mal sogar so weit gegangen ist, seine eigene Tochter zu entführen.

Die Kapitel, welche sehr kurz sind, springen von den aktuellen Geschehnissen immer im Wechsel zu dem damaligen Fall des ermordeten Mädchens von 1994. Erzählt wird aus der Perspektive von Kriminalpolizist Seifert, der damals gerade ein halbes Jahr bei der Mordkommission und Partner von Bernd Menkhoff ist. Der Leser weiß zwar zu Beginn, wer das kleine Mädchen ermordet hat, aber erhält trotzdem Einblick in die Ermittlungen und die anschließende Überführung Lichners. Weiterhin ist auch der aktuelle Fall zu lösen und es erforderte (für mich) große Konzentration, den einzelnen Ermittlungen, die immerhin fast 15 Jahre auseinander liegen, zu folgen. Durch den ständigen Wechsel erfährt der Leser nicht nur mehr über die Kommissare Menkhoff und Seifert, sondern es tritt auch die damalige Lebensgefährtin von Dr. Lichner in den Vordergrund, die eine immer größere Rolle zu spielen scheint.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, zwischen den einzelnen Handlungssträngen hin und her zu springen, hat es mir gut gefallen, wie Arno Strobel beide miteinander verknüpft und am Ende gekonnt zu einem spannenden Finale zusammen fließen ließ. Spannung ist von der ersten bis zur letzten Seite vorhanden und auf den letzten 40-50 Seiten zieht Strobel nochmal richtig an und lässt den Leser staunend zurück. Einzig und allein Menkhoff war mir von Anfang an ein Dorn im Auge, mit dem ich überhaupt nicht warm wurde. Er ist die ganze Zeit von seiner Ermittlungsarbeit und seinem scheinbar guten Gespür überzeugt, was besonders Seifert zu spüren bekommt.
Da er eine große Rolle in „Das Wesen“ einnimmt und ich natürlich ca. 360 Seiten mit ihm verbringen muss, gibt es hier einen kleinen Minuspunkt. Manchmal war er so ein Kotzbrocken und von sich und seiner Arbeit überzeugt, dass ich sogar einige Zeilen von ihm überfliegen musste um das Buch nicht genervt aus der Hand zu legen. Gerettet hat dieses Manko Kommissar Seifert, der von der ersten bis zur letzten Seite sympathisch wirkte und auch mal das Aussprach, was ich dachte.

Arno Strobel habe ich erst dieses Jahr kennengelernt und gleich nacheinander „Das Wesen“, „Der Trakt“ und sein neuestes Highlight „Der Sarg“ verschlungen. Als großer Fan deutschsprachiger Autoren kann ich auch Arno Strobel mit auf die Liste setzen, von denen ich in Zukunft gerne mehr lesen möchte.

Fazit.
„Das Wesen“ ist ein spannender Thriller mit einer interessanten Perspektive, die Erlebnisse zu schildern und es macht Spaß, sich dieser Herausforderung zu stellen und als Leser gleich doppelt zu ermitteln