"Es ist sein Wesen."

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
theresia626 Avatar

Von

so endet der Psychothriller von Arno Strobel. Doch zum Anfang.

Es ist der 7. April 2007 und die Pforten der Justizvollzugsanstalt öffnen sich. Dr. Joachim Lichner wird entlassen. 13 Jahre hatte er im Gefängnis gesessen.  Jetzt ist er frei. „Und doch – er war nicht glücklich, wollte nicht glücklich sein.“ Was war passiert?

1994 wird das vierjährige Mädchen Juliane Körprich umgebracht und ihre Leiche in einem Müllsack im Aachener Wald entsorgt. Der Schuldige ist schnell gefunden. Der Psychiater Dr. Lichner wird aufgrund von Beweismitteln, die in seinem Hauswirtschaftsraum gefunden wurden, überführt und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Auch seine Lebensgefährtin Nicole Klement ändert ihre Aussage zu dem besagten Tattag.  „Ansonsten beteuerte er mit geradezu unheimlich stoischer Ruhe immer wieder seine Unschuld.“ (S. 192) Wurden Dr. Lichner die Beweise untergeschoben und hat er unschuldig diese vielen Jahre in Haft gesessen? Nicole Klement hatte nach der Verurteilung Lichners eine mehrjährige Beziehung zu Menkhoff und dieser hat, auch wenn er Jahre später seine Frau Teresa geheiratet hat und beide inzwischen ihre kleine Tochter Luisa haben, noch immer Gefühle für Nicole. Beide haben aber seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr.

Jetzt, im Jahr 2009, Kriminaloberkommissar Bernd Menkhoff will gerade Feierabend machen, da erreicht ihn ein anonymer Anruf. Ein kleines Mädchen soll seit mehreren Tagen verschwunden sein. Er und sein langjähriger Partner Seifert, der auch schon 1994 an der Verhaftung Lichners beteiligt war, fahren zu der angegebenen Adresse und treffen auf einen alten Bekannten – Dr. Lichner. Er lebt in einer heruntergekommenen Wohnung und soll seine eigene Tochter entführt haben, bestreitet jedoch vehement, überhaupt Kinder zu haben.   

Den Psychothriller „Das Wesen“ kann ich nur mit Einschränkungen empfehlen. Der Autor spannt den Leser ewig lange auf die Folter. Nicht, weil so viele dramatische Dinge passieren, sondern weil über fast 200 Seiten nichts oder nur sehr wenig passiert. Man braucht Durchhaltevermögen, um sich durch fast die Hälfte des Buches zu kämpfen. Dann enden auch die für mich manchmal nervigen und unglücklich gewählten, viel zu kurzen Zeitsprünge zwischen den Zeitebenen 1994 und 2009. Auch sind mir die Protagonisten fremdgeblieben. Was hat Lichner in der Zeit von 2007 – 2009 gemacht? Das bleibt völlig im Dunkeln. Ab der Hälfte des Buches wird es richtig spannend und man fragt sich ständig, wer hat hier was zu verbergen, hat Menkhoff die Beweise manipuliert, die zur Verurteilung von Lichner führten? Die Vermutung hatte sein langjähriger Partner ja schon die letzten Jahre. „…nahm ich mir vor, meinen Partner genau zu beobachten, während wir in Lichners Wohnung waren. Ich konnte mich gegen diese leisen Zweifel an Bernd Menkhoffs Methoden nicht wehren, sie kamen immer wieder,…“ (S. 93) Das Vertrauensverhältnis zwischen beiden wird auf eine harte Probe gestellt und als dann auch noch Menkhoffs Tochter entführt wird, droht alles zu eskalieren.