The usual suspect - Der übliche Verdächtige Dr. Lichner

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 Aachen 2009: Die Kommissare Menkhoff und Seifert suchen nach einem verschwundenen kleinen Mädchen. Bereits 1994, bei Alexanders Seiferts erstem Fall, handelte es sich um die Entführung und den Mord an einem Kind. Der vermeintliche Täter damals: Psychologe Dr. Joachim Lichner, spielt auch dieses Mal wieder eine Rolle. Die Polizei erhält einen anonymen Hinweis auf seine Wohnung. Alles nur Zufall? Bei der Wohnungsdurchsuchung wendet sich der Doktor hilfesuchend an Kommissar Seifert und bittet ihn, darauf zu achten, "dass keine falschen Beweismittel in seiner Wohnung deponiert werden". Seifert weist ein solches Verhalten brüsk zurück. Wofür ist das neu gestrichene Zimmer in Lichners sonst so verwahrloster Wohnung? Die Kommissare werden stutzig und Bernd Menkhoff ist sich sicher, dass Lichner auch dieses Mal erneut zum Täter wurde. Irgendwie gibt es auch Verbindungen zu Menkhoffs und Lichners psychisch kranker Exfreundin Nicole. "Das Wesen" des Täters offenbart sich jedoch erst nach und nach. Mehr soll hier allerdings noch nicht verraten werden!

Erneut schafft es Arno Strobel den Leser zu fesseln und mit dessen Neugierde zu spielen. Kurze Kapitel, rasante Szenenwechsel wie im Film, unangestrengter Satzbau, Rückblenden ins Jahr 1994 und Verbindungen zwischen den beiden Fällen. Das Buch liest sich "ratzfatz" und man ist verblüfft, dass man "schon durch" ist. Die Spannung entsteht für mich jedoch hauptsächlich durch die Zeitsprünge, die der Autor gekonnt platziert, sodass man unbedingt noch den nächsten Abschnitt lesen muss, um zu erfahren, wie die Geschichte im Jahr 2009 nun weitergeht. Ca. ab der Buchmitte bewegt sich Strobel fast ausschließlich nur noch in der Gegenwart, sodass man gedanklich nicht mehr viel springen muss. Ich hätte mir noch eine stärkere Entwicklung der Charaktere zwischen 1994 und 2009 gewünscht, da wäre eventuell noch mehr Potential im Privatleben der Polizisten auszuschöpfen gewesen.

Die "Treppe ins Dunkle" auf dem Cover ist gut ausgewählt, da sie zu den menschlichen Abgründen passt, in die man in diesem Buch gut eintauchen kann. Lange schwankt und bangt man als Leser auf der Suche nach dem wahren Täter mit – die Auflösung finde ich maliziös und gelungen, darauf kommt man selbst als geübter Thrillerleser nicht unbedingt in dieser Gänze, selbst wenn man während der Lektüre so einige Vermutungen und Ahnungen entwickelt. Ein teuflischer Plot, ansehnlich verpackt. Nette Gimmicks auch das passende Lesezeichen und der Hologrammsticker, wir nähern uns langsam wohl auch in Deutschland an fremdsprachige Buchaufmachungen wie in USA oder GB an. Arno Strobel – gerne wieder! Allerdings finde ich, dass in aktuellen Thrillern und Krimis das Thema Kindesentführung gerade mal wieder Hochkonjunktur hat - vielleicht gibt es bald auch wieder andere Strömungen in diesem Genre.