Unschuldiges schuldiges Wesen

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metalpanda Avatar

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Kurz vor dem Feierabend überprüfen die Kriminalkommissare Alex Seifert und Bernd Menkhoff nach einem anonymen Anruf eine Wohnung, aus der ein Kind entführt worden sein soll. Doch hinter der Tür tritt ihnen ein alter Bekannter entgegen – Dr. Lichner, den die beiden aus einem Fall, der eineinhalb Jahrzehnte zurück liegt, sehr gut kennen...

Das Seltsame ist aber, dass der Doktor behauptet, kein Kind zu vermissen, da er gar keine Kinder habe! Die beiden Ermittler fühlen sich veräppelt, denn schon im vorigen Mordfall hat der Psychiater ein kluges, durchdachtes Spiel mit der Polizei gespielt. Aber vor allem Alex Seifert, der jüngere der beiden Kommissare, ist skeptisch – denn der Mordfall von vor fünfzehn Jahren ließ bei ihm so einige Fragen offen. Wurde damals nicht vielleicht doch der Falsche eingesperrt, da sein Kollege Bernd in seiner Wut auf den Psychiater versucht hat, diesen mit allen möglichen Mitteln zu belasten???

 

Die Handlung läuft in zwei Strängen, zeitversetzt – das „Heute“ und die Ermittlungen im Mordfall von 1994 laufen parallel, immer im Wechsel Kapitel für Kapitel. So erfährt der Leser die Hintergründe und die vorangegangene Geschichte portioniert. Auf den ersten Seiten mag es noch verwirrend sein, sich in diesen Zeitsprüngen bei den relativ kurzen Kapiteln zurechtzufinden, jedoch finde ich dieses stilistische Mittel sehr gut gewählt, denn so wird der Leser ganz langsam an die Lösung herangeführt. Diese erfährt man übrigens wirklich ganz am Schluss – und der Fall ist ganz anders ausgegangen, als ich es erwartet hätte. Arno Strobel versteht es, geschickt „falsche Fährten“ einzusetzen, sodass es wirklich bis zur letzten Seite spannend bleibt.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, insbesondere die beiden Kommissare gewähren dem Leser einen Einblick in ihr privates Leben jenseits der Mord- und Entführungsfälle – doch auch das Privatleben ist eng mit den Ereignissen in der Vergangenheit verbunden...

 

Der Roman liest sich sehr flüssig, für mich schienen im Vergleich zum Vorgänger „Der Trakt“ auch weniger ausschweifenden Detailbeschreibungen darin zu sein. Der Kriminalfall ist zwar nicht besonders verstrickt, aber sehr spannend umgesetzt. Nicht so gut fand ich jedoch, dass nach dem Lesen ein paar Fragen offen blieben, außerdem ist der „Schluss vom Schluss“ meiner Ansicht nach etwas kitschig gehalten und passt nicht recht zum Rest des Romans.