Gelungen. Amanda Montell ist mit Ihrem Buch "Das Zeitalter des magischen Zerdenkens - Notizen zur modernen Irrationalität" eine Art Aufklärungsbuch für die Herausforderungen der Gegenwart gelungen, welches zudem an keiner Stelle zu akademisch sondern vielmehr gut lesbar ist und zudem ausgezeichnet an unsere Alltagserfahrungen anknüpft. So analysiert sie sehr treffend das Wesen der Fankultur, identifiziert sie in ihrem Wesen als eine Kompensationsmöglichkeit für 'schwache Ich's' indem sie Zugehörigkeit sicherstellt und ein Modell anbietet, die eigene 'Leere' mit 'etwas' anfüllen zu können. 'Man' bildet eine Gemeinschaft der Verehrung - z.B. die Swifties. Und es geschieht die totale Idealisierung, wenn der angehimmelte Star sich im Rahmen des Erwünschten verhält, wenn nicht, dann droht die totale Verteufelung. 'Verschwörungstheorie' höre sich noch viel zu wissenschaftlich an. 'Verschwörungs-Unsinn' wäre da die weit bessere Bezeichnung. Und existenzielle Verunsicherung ist ein guter Nährboden für Verschwörungs-erzählungen; diese konstruieren sowohl Feindbilder im Außen (Bill Gates, die Eliten,...) als auch im Innen (du musst in dir selbst etwas verändern, dann kommt das Glück automatisch auch zu dir - gib einfach deine Bestellung im Universum auf...). Heilbringertum durch selbsternannte 'Manifestationsexperten' auf Insta und anderen Plattformen boomen sein 9/11 und der Corona-Pandemie. Bevorzugt angeboten werden einfache Erklärungen für eigentlich komplexes Weltgeschehen. Das Gefühl, das eigene Leben über einen Glauben 'an die richtige Sache' richten zu können. Um nur einige Phänomene zu nennen, die die Autorin sehr präzise und unterhaltsam analysiert, um uns vor Fehlglauben und Wahrnehmungsverzerrungen zu schützen. Ein lehrreiches Buch. Auch als Hörbuch gut eingelesen.