Leider ein Flop

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rohana Avatar

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Das Cover des Buches ist richtig schön und lädt dazu ein, es in die Hand zu nehmen. Auch Klappentext und erster Leseeindruck waren durchaus positiv und haben mich neugierig gemacht auf die Gedanken des Autors zu dem uns so vertrauten Zuhause. Leider konnte das Buch meine Erwartungen in keiner Weise erfüllen, sondern entpuppte sich als herbe Enttäuschung.
Hier kreist ein Autor vor allem um sich selbst, gefällt sich darin, mit Fremdwörtern um sich zu werfen, die in einer wissenschaftlichen Abhandlung sicher ihre Berechtigung hätten, in diesem doch eher für interessierte Laien geschriebenen Büchlein aber fehl am Platze sind.
Leider fällt es Coccia schwer, beim Thema zu bleiben, den roten Faden in der Hand zu behalten. Immer wieder verliert er sich in Anekdoten aus seinem Leben, in herummäandernden Gedankenflügen und verliert dabei auch die guten und interessanten Ansätze und Ideen wieder aus dem Blick. So schildert der Autor im Kapitel über das Badezimmer wie er zu der Erkenntnis kam, dass der "Entwurf eines Hauses seine Bewohner einer präzisen psychischen Planimetrie unterwirft, denn er zwängt ihre Gefühle und Erfahrungen in ein organisatorisches Korsett." Diesen spannenden Gedanken verliert er leider aus dem Blick und schafft es, mit einem Abstecher über Le Corbusier am Ende bei einer merkwürdigen Moraltheorie zu landen: "Das Badezimmer ist die pervertierte, aus Verlegenheits- und Schuldgefühlen gespeiste Schamhaftigkeit, die einsame Bühne, auf der wir das Geschlecht entdecken und die zerbrechliche Beziehung zu unserem Geschlechtsorgan entwickeln,…"
Häufig hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass der Autor es kaum schafft, über seine Erfahrungen hinaus das Zuhause umfassender zu betrachten. Andere Wohnformen, das Zuhause in anderen Gesellschaften, als der seinen gehobenen, westlichen Welt, andere Lebensentwürfe hat er offenbar gar nicht im Blick. So ist er selbst in seinem Leben sehr häufig umgezogen und postuliert nun "Wir sollten die Vorstellung verabscheuen, immer nur ein und dasselbe Zuhause zu bewohnen, sondern es stattdessen mit anderen tauschen, wie wir Kleider tauschen. … ,sollten wir auch unser Zuhause zu jeder Jahreszeit wechseln." Keinen Gedanken verschwendet er hier daran, dass zum Zuhause auch die es umgebende Gemeinschaft gehört und was die von ihm geforderte maximale Flexibilität des Wohnens für soziale Beziehungen, Nachbarschaften bedeuten würde. Flure ängstigen ihn. Dachböden und Keller sieht er als Gefängniszellen für Gegenstände. Dass man Flure auch als verbindendes Element, als Begegnungsraum sehen kann, dass ein Dachboden Schätze bergen kann, die Gegenstände dort Geschichten erzählen können, dass sieht er nicht. Er kreist um sich, seine Lebenserfahrungen und Ängste. Das Buch taugt vermutlich mehr als Psychogramm des Autors denn als Philosophie vom Zuhause.
Schade ist, dass die paar interessanten Gedanken dabei fast im Schwurbel untergehen. Für mich war das Buch leider ein Flop, das ich nicht weiterempfehlen kann.


Fazit:
Einige wenige interessante Gedanken zum Thema ‚Das Zuhause‘ versteckt in anekdotischen Erzählungen aus dem Leben des Autors und einem pseudophilosophischen Schwurbel, in dem seine persönlichen Erfahrungen zu fragwürdiger Allgemeingültigkeit erhoben werden. Schade um die verschenkte Chance.