Lustiger Beitrag zur nations agreement

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
marionhh Avatar

Von

Denglisch for Better Knowers ist ein köstliches Buch über die deutsche Sprache aus der Sicht zweier Briten, die in Berlin leben (und arbeiten). Als „Ausländer“ tappen sie naturgemäß in einige sprachliche Fettnäpfe und lassen an sprachlichen Peinlichkeiten, falsch verstandenen Redewendungen und lustigen Dialogen kaum etwas aus. Gleichzeitig ist es aber auch eine Hommage an das Deutsche und seine Vielfältigkeit und ein Plädoyer dafür, doch viel mehr deutsche Wörter und Redewendungen in den englischen Wortschatz aufzunehmen. Aus dieser Motivation heraus führen die beiden die uns allen wohlbekannte neue Sprache Denglisch fort und kreieren dabei jede Menge denglischer Ausdrücke, die zu verwenden in beiden Sprachen Sinn machen.
Das Buch ist sprachlich zweigeteilt, also bilingual englisch und deutsch. Beginnt man in einer Sprache und dreht dann das Buch einfach um, kann man den ganzen Text in der anderen Sprache nochmal lesen. Der Inhalt wird eins zu eins in beiden Sprachen wiedergegeben einschließlich Abbildungen, Vorwort und Danksagung, faktisch hat das Buch also nur ca. 110 Seiten. Lediglich eine sehr witzige Menükarte auf Denglisch ist dem deutschen Teil hintenangestellt und wird im Englischen natürlich nicht wiederholt. Man kann sich also für eine Sprache entscheiden und in der anderen etwas herumblättern, je nachdem, welche Sprache man vorzieht. Ich habe mit deutsch angefangen und habe dann das Englische gelesen. Obwohl inhaltlich gleich, ist es einfach sprachlich sehr lustig, die Anekdoten, Erlebnisse und Gedankenspiele der beiden Autoren in beiden Sprachen zu verfolgen.
Dass die beiden ihr sprachliches Handwerk verstehen und sich mehr oder minder intensiv mit Sprache, sprachlichen Spielereien und ähnlichem beschäftigen merkt man, und auch ihre Liebe sowohl zur englischen als auch zur deutschen Sprache wird deutlich und macht sie sehr sympathisch. Humorvoll nehmen sie nicht nur die Deutschen, sondern vor allem sich selbst und ihre Verwirrung auf die Schippe und kreieren, um die Sache für alle Beteiligten einfacher zu machen und zur Völkerverständigung beizutragen, mit wachsender Begeisterung neue denglische Ausdrücke. Dabei bedienen sie sich eines recht simplen Mittels, nämlich der wörtlichen Übersetzung deutscher Redewendungen oder zusammengesetzter Wörter ins Englische, die sie dann in einzelnen Kapiteln erläutern oder lustige Herkunftsgeschichten erfinden oder ähnliches. Ein paar Mal erschloss sich mir nicht so ganz, was der Inhalt mit dem in der Überschrift vorgestellten Thema zu tun haben soll, z.B. im Kapitel „Leaving the church in the village“, was ja „übertreib nicht so“ bedeutet, in welchem dann aber die Reiselust der Deutschen beschrieben wird. Trotzdem war es aber sehr zum Schmunzeln, und vieles hat einfach einen großen Wiedererkennungswert.
Die Autoren bleiben mit dem Aufbau des Buches einem bewährten Schema treu. Schon das Buch How to be a German in 50 easy steps von Adam Fletcher ist bilingual aufgebaut, und die an Computer-Icons erinnernden Illustrationen werden ebenfalls von Robert M. Schöne beigesteuert. So findet der geneigte Leser auch einige Themen aus diesem Buch im neuen Denglisch-Buch wieder, so zum Beispiel lustig zusammengesetzte deutsche Wörter, kulturelle Besonderheiten wie „Apfelsaftschorle“ oder kippbare Fenster oder Themen wie langes Frühstücken und Geburtstagsfeiern ohne feste Zeitangabe.
Fazit: Eine sehr humorige Ansammlung von sprachlichen – und vor allem kulturellen – Besonderheiten, wobei sehr gekonnt sowohl deutsche als auch englische Kuriositäten auf die Schippe genommen werden. Etwas tiefer gehende Kenntnisse von beiden Sprachen sind Voraussetzung, sonst entgehen einem einfach zu viele Feinheiten und zu viel Lustiges. Liebenswert und humorvoll beschreiben die Autoren ihren täglichen Kampf mit der deutschen Sprache und verbeugen sich dabei auch vor ihren deutschen Lebensgefährtinnen, ohne die sie höchstwahrscheinlich schon längst im Sumpf der Redewendungen und Begriffe untergegangen wären. Fürderhin plädieren sie für eine höhere Wertschätzung des Deutschen und der Aufnahme von mehr deutschen Lehnwörtern ins Englische oder – durchaus eine Überlegung wert! – dem gegenseitigen Austausch von Wörtern. Dass sie das sympathisch macht, man ihnen in vielen Dingen einfach nur herzhaft zustimmen kann und das Ganze ein großes Lesevergnügen ist, ist eine Sache, aber nicht zuletzt fördern sie damit auf nette unkomplizierte Weise die gegenseitige Kontaktaufnahme und das Verständnis füreinander. Insofern wird das Buch sowohl Deutschen als auch lernwilligen Ausländern dringend empfohlen. Nothing for ungood!