Zeitgeschichte - Geschichte mit Tiefgang und Gefühl

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
juma Avatar

Von

Zuerst lernen wir Cassie kennen, die etwas aus dem Tritt geraten ist durch den Tod ihres Ehemannes und es nicht schafft, die kleine Tochter Birdie wieder zum Sprechen zu bewegen. Es sieht bei ihr etwas messiehaft aus und das einzige, was sie schafft ist, ihre Tochter zum Essen zu bewegen. Ob das so gut ist, muss man bezweifeln, die Kleine wird wahrscheinlich schon ziemlichen Speck angesetzt habe. Cassie scheint auch in psychiatrischer Behandlung zu sein, was das Ganze auch nicht verbessert. In diese etwas chaotische Situation platzt die Mutter als Illinois ins Haus: Cassie möge zurück nach Hause kommen, die Oma Bobby hatte einen Unfall und braucht Hilfe. Die kleine Birdie erkennt die Sache sofort und beginnt zu packen, nun gibt es auch Cassie den letzten Schubs, ihre Wohnung zu verlassen und zu versuchen, das Leben neu in den Griff zu bekommen.
Wieder im alten Zuhause entdeckt sie ein Tagebuch von Bobby, das ist in Ukrainisch verfasst und gibt ihr Rätsel auf.
Im 2. Kapitel gibt es einen Rückblick auf das Leben in der Ukraine vor der Emigration der Großmutter, aber erst im Verlauf des Buches wird man wohl die Zusammenhänge erfahren.
Mir hat die Leseprobe sehr gut gefallen, ein gut lesbarer, flotter Schreibstil, die Autorin kommt bei allem schnell auf den Punkt.
Dass es sich um die Geschichte einer ursprünglich ukrainischen Familie handelt und dieses Buch genau jetzt, wo der Krieg der Russen gegen die Ukraine seit Monaten lodert, in Deutschland erscheint, mag Zufall sein, aber es bedrückt der Gedanke um so mehr, wenn man von Ortschaften liest, die heute das Bombardement, Zerstörung, Tod, Vergewaltigungen oder Besetzung aushalten müssen. Das Cover passt sehr gut, düsterer Himmel über Weizenfeldern. Ebenso der Titel "Denk ich an Kiew", der mit bewusst großen Buchstaben das Wort Kiew wie einen Anker in die Erde setzt.

Ein Buch, das ich sehr gern zu Ende lesen möchte!