Erbsendosen im Blumenbeet

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krani Avatar

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Cassie ist seit einem Jahr Witwe. Ihre Mutter überredet sie, mit der kleinen Tochter zur (Ur-)Großmutter Bobby umzuziehen. Die alte Dame scheint wunderlich zu werden. Sie schreibt kyrillische Notizen und fängt an, Essen zu verstecken. Parallel dazu wird die Geschichte der jungen Katja erzählt. Katjas Familie sind ukrainische Bauern, sie führen ein einfaches, aber auskömmliches Leben. Das ändert sich, als Stalin an die Macht kommt. Alles Private wird verstaatlicht. Zum Leben (und Essen) lässt man den Menschen nichts. Eine jahrelange Hungersnot fordert zahlreiche Opfer.

Warum das Buch diesen Titel trägt, bleibt unklar, denn Kiew kommt nicht vor. Stil und Sprache sind flüssig und gut zu lesen. Die Hauptpersonen sind sympathisch und man folgt ihnen gerne. Das Ganze wirkt allerdings ein bisschen konstruiert. Die Frauen gehen sehr liebevoll miteinander um, nie treten größere Konflikte zwischen auf. Das erscheint eher unglaubwürdig.
Vom Holodomor, dem Verhungernlassen des ukrainischen Volkes in den 1930er Jahren, hatte ich bisher noch nichts gehört. Erschreckend: Genauso wie es heute in den Medien verschiedene Wahrheiten gibt und andere geleugnet werden, so wurde auch diese Hungersnot jahrzehntelang verschwiegen und klein geredet. Lange bevor es soziale Medien überhaupt gab. Fake News brauchen kein Facebook.