Slawa Ukrajini - gestern wie heute!

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Katja lebt 1930 in der Ukraine als Stalin beginnt, die ukrainische Bevölkerung auszuhungern. Katjas Vater Tato sagt da: „Es ist jedes Mal dasselbe. Seit Jahrhunderten. Jeder will die fruchtbare Erde der Ukraine für sich, und niemand will sie den Ukrainern lassen.“ Auf diese Geschichte zurückgeblickt steht der Ukraine genau dieses Schicksal wieder bevor. „Stalins Plan, die verbliebenen Ukrainer durch Terror zu zwingen, sich ihm zu unterwerfen, schien genau so zu funktionieren, wie er es sich erhofft hatte.“ Holodomor. Millionen Ukrainer verhungern. In dieser Zeit spielt die berührende, schmerzhafte und tragische Geschichte rund um Katja, die ihr Leben ab 1930 in einem Tagebuch festhält. Plastisch sehe ich als Leserin die Ereignisse vor mir, mit aller Brutalität der Worte, die Erin Litteken gekonnt wählt und Emotionen erzeugt. Mitgefühl, Fassungslosigkeit, Entsetzen. Von der ersten Zeile an konnte ich beim Lesen mitfiebern und hoffen, hoffen, hoffen, dass es Katja schaffen wird. Unterstützt wird dies schriftstellerisch gekonnt durch eine zweite Zeitebene, die 2004 in den USA beginnt und die Aufarbeitung von Katjas Geschichte durch Cassie und ihre Familie zum Kern hat. Die ukrainischstämmige Großmutter Bobby wird hier zur zentralen Figur und deren Lebensweisheiten finden auch in Cassies Leben Verankerung. Beide Zeitebenen sind geschickt miteinander verzahnt, teasern sich gegenseitig und ergeben am Ende eine gemeinsame Geschichte.
Die Historie der Ukraine mit dem Holodomor und dann dem Zweiten Weltkrieg ist bewegend, was dieses Buch aufzeigt. Seit sich 2022 der russische Überfall auf die Ukraine einreiht, wird deutlich, dass der Slogan „Slawa Ukrajini“ mehr als das ist. Ehre der Ukraine und den Menschen, die eine solche Geschichte tragen. Es wird Zeit, dass man die Ukraine dem Volk der Ukrainer lässt, ganz so wie Tato es 1930 gemeint hat.
Dieses Buch ist ein Muss in der heutigen Zeit und allen zu empfehlen, die näher in die ukrainische Geschichte eintauchen möchten, die sich für die Aufarbeitung der Verbrechen Stalins interessieren und die offen sind für menschliche Schicksale, gestern wie heute.