Der Ahnhof

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Tief im Allgäu ist man noch sehr gläubig und da wo Glaube herrscht, ist Aberglaube nicht weit. Das muss Mathilde resümieren als sie von ihrer Großnichte (im Buch noch der alte Name „Base“ verwendet) gebeten wird, ein Gehöft zu besichtigen, das sich die Nichte und ihr Mann zulegen wollen. Denn es gibt im Allgäu auch einige Menschen, die das zweite Gesicht haben, Menschen die Schwingungen spüren, die in gewisser Weise hellseherisch begabt sind. Mathilde zählt zu diesen, und das spricht sich nicht nur in der Verwandtschaft herum. Sie trifft also auf dem alten Gut der Korbachs ein und erkennt sofort das hier „Böses“ am Werk war und ist. Nur greifbar ist es ihr nicht, und so kann sie ihrer Verwandtschaft zwar abraten hier her  zu ziehen aber nicht vehement genug.

Zurück in der „Hofburg“, dem Anwesen des Journalisten Walchers, das dieser zusammen mit seiner Stieftochter und der Haushälterin Mathilde bewohnt, bekommt auch der Hausherr von Mathildes Besuch die Kurzversion erzählt. Beide ermitteln mit unterschiedlichen Ansätzen, was auf diesem alten Anwesen passiert ist oder sein könnte. Die Dorfgemeinschaft berichtet, dass der Familie Korbach schon immer das „Böse“ anhaftete, über Generationen hinweg und das verhältnismäßig viele Bedienstete, Knechte, Mägde ja sogar ein Hütebub nach Amerika ausgewandert sein sollen. Nur ein Erbe der Korbachs lebt noch und gegen den lehnt man sich nicht auf, die Folgen wären katastrophal…so erzählt man sich, den beweisen kann man nichts.

 

 

Mein erster Krimi von Rangnick mit dem Journalisten Walcher und irrtümlich nahm ich an das die Haushälterin Mathilde schon länger mit Walcher zusammen „ermittelt“ das ist aber ein Trugschluss, den der Klappentext da vermittelt.

Dieser Krimi hat mir gefallen, weil er anspruchsvoll ist. Die Geschichte und die Darstellung des „Bösen“, die Beschreibung paranormaler Ereignisse und die durchweg sympathisch wirkenden Bewohner der Hofburg trugen dazu bei. Trotzdem ist es kein seichter „Mundartkrimi“ sondern verfügt trotz längerer Pausen über einige gut gesetzte Spannungsbögen.

Die Geschichte der Region und deren Bevölkerung, die Ausbeutung der Fronarbeiter durch die Adligen und den Klerus sind nicht nur ein zentrales Thema sondern werden auch gut wiedergegeben. Den Dialekt, den Rangnick oft anklingen lässt, ist für mich zwar langsamer zu erfassen, aber nicht unverständlich und gibt allem eine besondere Note.

Schade war für mich wiederum nur, das ich so mittendrin in der Reihe angefangen habe und mir ein gewisses „Vorleben“ der Hauptprotagonisten fehlte. Man kann diesen Krimi aber durchweg ohne Vorkenntnisse der Reihe lesen.