Üus Hüs

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Moin!
Kennt ihr die emotional anrührenden Wohlfühl-Romane von Anne Barns? Wenn man so will, bin ich ein Fan der ersten Stunde. Ich liebe ihre Insel-Romane, welche eine spannende (Familien-) Geschichte aus der Sicht von starken Frauen erzählen und die Schönheit von Nord- und Ostsee spiegeln. Aus diesem Grunde habe ich mich sehr auf den neuen Roman "Der Duft von Kuchen und Meer" gefreut, der für Anne Barns als Rückkehr zu ihren literarischen Wurzeln zu verstehen ist:

Das schlichte Cover ist in sanften Pastell-Tönen gehalten. Im Fokus stehen "Oome Hedwigs winjbüüdel".. Wer möchte nicht die selbstgebackenen gefüllten Windbeutel verkosten, die mit Puderzucker bestäubt serviert werden? Der aussagekräftige Titel ist wie ein Versprechen von Anne Barns an ihre treuen Leser*innen.

In ihrem Roman schlägt Anne Barns einen weiten Bogen von der Kunst- und Kulturstadt Kassel in Nordhessen bis hin zu nordfriesischen Insel Amrum. Kassel ist die Heimat von Maren Liebermann, einer alleinerziehenden Konditorin, und ihrer sechsjährigen Tochter Leni. Nach dem unerwarteten Tod ihres Lebensgefährten vor vier Jahren ist sie auf sich allein gestellt. Auch wenn sie von ihrer 75jährigen Oma Undine tatkräftig unterstützt wird, hat Maren kaum Zeit für sich selbst. Undine stammt von der ostfriesischen Insel Amrum, hat aber alle Kontakte dorthin abgebrochen. Die rechtlich bindende Entscheidung über ihre Immobilie auf Amrum möchte sie ihrer Enkelin Maren überlassen, die auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin auf die ostfriesische Insel reisen soll.

Das Geschehen spielt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen. Im Fokus steht die aktuelle Gegenwart, erzählt aus der Ich-Perspektive von Maren, durchbrochen von einzelnen Rückblicken auf die Jahre 1946, 1956 und 1970, geschildert aus der Sicht von Hedwig, der Uroma von Maren. Im Mittelpunkt dieses Romans stehen selbstbewusste Frauen aus verschiedenen Generationen, verbunden durch die gemeinsame Liebe zum Backen. Für mein persönliches Empfinden handelt es sich in erster Linie um einen berührenden Familien-Roman. Von einem klassischen Liebesroman möchte ich nicht sprechen, auch wenn die Protagonistin Maren zarte Bande zu Mattes, einem geschiedenen Seenot-Retter auf Amrum, knüpft, der sich durch seinen einfühlsamen Umgang mit kleinen Kindern auszeichnet und das Herz von Leni im Sturm erobert.

Anne Barns nimmt ihre Leser*innen mit auf eine zauberhafte Reise nach Amrum. Dank ihrer atmosphärisch dichten Beschreibungen kann man sich an alle Schauplätze träumen. Auf diese Weise hat man das Gefühl, selbst vor Ort zu sein und mit den Protagonist*innen die nordfriesische Insel kennen- und lieben zu lernen. Für das besondere Insel-Feeling sorgt die Verwendung von "Öömrang", einem typischen Dialekt der nordfriesischen Sprache, der auf der Insel Amrum im Kreis Nordfriesland gesprochen wird.

Meinen persönlichen Geschmack hat dieser berührende Wohlfühlroman getroffen. Die literarischen Figuren wirken authentisch und nahbar, sie sind nicht ausnahmslos als klare Sympathieträger gestaltet worden, sondern sie besitzen positive und negative Eigenschaften wie alle normalen Menschen. Besonders berührt hat mich die enge Verbindung von Maren und Leni, die sich nach dem schweren Schicksalsschlag um so mehr einander verbunden fühlen. Nicht vergessen möchte ich die im Anhang enthaltenen Rezepte von Anne Barns, die im Roman erwähnt werden und das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Mir hat diese warmherzige Lektüre sehr gefallen. Sie lädt ein zum Entspannen und Wegträumen und eignet sich perfekt zur Einstimmung auf einen Urlaub auf Amrum.