Drei Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
buecherfan.wit Avatar

Von

 

In Alex Capus neuem Roman stellt der Ich-Erzaehler sich vor, dass sich drei Personen an einem Novembertag im Jahr 1924 am Bahnhof von Zuerich begegnen. Da ist zunaechst ein 13jaehriges Maedchen im Orientexpress; das mit seiner Familie unterwegs ist. Sie moechte Saengerin werden, eine richtige Kuenstlerin. Der zweite Proagonist ist Felix Bloch, der von seinem Vater mehr oder weniger gezwungen wird, an der ETH in Zuerich Maschinenbau zu studieren. Der dritte Protagonist ist Emile Gilliéron, ein Kunstmaler, der in die Heimatstadt seines Vaters unterwegs ist, um dort die Asche seines Vaters zu begraben: die Familie stammt aus Villeneuve oestlich des Genfer Sees. Hier wird in einer langen Rueckblende die Familiengeschichte nachgeholt, angefangen mit dem Grossvater, dem Dorflehrer. Die Leseprobe liest sich sehr gut und weckt das Interesse an der nur vorgestellten fluechtigen Begegnung der drei Personen und der Art und Weise, wie ihr weiteres Leben verknuepft sen koennte. Sprachlich ist der Textausschnitt anspruchsvoll und wegen zahlreicher Dialektausdruecke und ungewoehnlicher Wendungen auffaellig (zudienen, Opernguckerlinsen, Blutgurgler, ihm will auf den Tod nichts einfallen, ein klandestiner Transport nach vorgaengiger Einaescherung usw.). Witzig finde ich, wie sich der Autor ueber die Schweiz, seine Wahlheimat, mokiert ("puppenstubenhafte Niedlichkeit", S. 24). Fuer ihn ist hier alles klein ausser dem Mont Blanc (S. 25).

Mir gefaellt, was ich bisher gelesen habe, und ich bin gespannt auf den neuen Roman, zumal mir schon "Leon und Louise" ausserordentlich gut gefallen hat: