Toller Einstieg

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girasole Avatar

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In dem kurzen Anriß bekommt der Leser drei Menschen präsentiert, die sich Anfang November 1924 am Züricher Hauptbahnhof begegnet sein könnten.

Da ist ein 13-jähriges Mädchen, das mit ihren Eltern aus Konstantinopel kommt, gerne singt und eine echte Künstlerin werden möchte. Sie sitzt auf der Treppe des Zuges, raucht und könnte nun den 19-jährigen Burschen gesehen haben, der dort zwischen den Gleisen auf der Laderampe sitzt. Er hebt auch die Hand, grüßt sie und das wars dann auch schon. Er selbst ist gut aussehend, klug, Jude und Sohn eines Getreidehändlers. Sein Vater will nur das Beste für ihn und rät ihm wegen der guten Zukunftsaussichten, Maschinenbau zu studieren. Er zweifelt an diesem Rat, aber um den Vater nicht zu grämen, wird er diesem Wunsch nachgeben.

In einem Zugabteil der ersten Klasse sitzt der Kunstmaler Emile Gilliéron. Er kommt aus Griechenland und will die Asche seines Vaters in dessen alter Heimat am Genfersee bestatten. Sein Vater war ebenfalls Maler und kam einst zusammen mit Heinrich Schliemann nach Griechenland, um als wissenschaftlicher Zeichner für ihn zu arbeiten.

Für den Moment sind das die wichtigsten Informationen.


Der Autor hat mich durch seinen Schreibstil wieder begeistert. Sehr interessant finde ich vor allem, daß er im Konjunktiv geschrieben hat und er alles beschreibt wie es hätte geschehen sein können. Die Atmosphäre des Bahnhofs und der Personen kann man förmlich spüren. Er beschreibt die drei Personen auch sehr genau und man lernt einiges über deren Wurzeln und das jeweilige Familienleben. Es ist kein Roman, der hektisch erzählt, sondern der Autor lässt sich Zeit, führt detailliert aus und so bin ich gespannt, wie er die Personen weiter entwicket hat.

Ich habe bereits zwei Bücher des Autors gelesen und durfte Alex Capus schon einmal bei einer Lesung erleben, daher habe ich seine Stimme und auch seine Erzählweise sehr gut ihm Ohr. Ich würde sehr gerne den ganzen Roman lesen!