Anders als erwartet

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lunamonique Avatar

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„Der Fall Kallmann“ ist das neueste Werk des schwedischen Autors Håkan Nesser. Der Tod eines Lehrers hinterlässt Fragen.

Gesamtschullehrer Eugen Kallmann stirbt unter eigenartigen Umständen. War es wirklich ein Unfall? Kallmanns Nachfolger Leon Berger stößt auf Notizen, die alles noch rätselhafter erscheinen lassen. Er beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen.

Leon Bergers Frau Helena ist bei einem Schiffsunglück vor Ostafrika ums Leben gekommen. Tochter Judith blieb verschollen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Todesfall Kallmann und Judiths Schicksal? Nicht die einzige Frage, die aufkommt. Eugen Kallmann hatte eine besondere Gabe. Hat sie ihm am Ende das Leben gekostet? Die Geschichte wird in unterschiedlichen Perspektiven aus der Sicht von Leon, Andrea, Ludmilla, Igor, Ulrika und Charlie erzählt. Dadurch verlangsamt sich das Tempo über die gesamte Buchlänge. Das rätselhafte, Undurchsichtige um Kallmann bildet den roten Faden. Der Schwedischlehrer war ein Eigenbrötler, aber er hat Andeutungen gemacht, die alles in einem besonderen Licht erscheinen lassen. Verstreute Puzzlestücke setzen sich nur im Zeitlupentempo zusammen. Es gibt gleich mehrere Personen, die Kallmanns Tod nicht loslässt. Er war bei Schülern und Lehrern beliebt. Die erwartete Spannung kommt nicht auf. Es gibt keine actionreichen Szenen. Der Autor setzt auf Charaktere und Rätsel. Das Thema „Rassismus“ nimmt bald Raum ein. Falsche Fährten führen in die Irre. Es bleibt nicht bei einem rätselhaften Mord. Charlie Mattis wird zur Schlüsselfigur. Weiß er mehr als alle anderen? Dichtung oder Wahrheit? Selbst kleinste Hinweise werden zu undurchsichtigen Schemen. Wer hat Geheimnisse? Die Geschichte umfasst eine längere Zeitspanne. Wer hat welche Schuld auf sich geladen? Endlich scheint die Auflösung nahe. Tatsächlich zieht sich alles bis zum Ende hin. Spannung auf den letzten Metern. Die Paukenschläge kommen fast auf nüchtern beiläufige Art und Weise. Der Effekt hat Intensität. Sehr gelungen!

Das Cover gibt das Düstere und Undurchsichtige wieder. Der Titel wurde gezielt unspektakulär platziert. Es entsteht der Eindruck, einen Thriller oder Krimi in den Händen zu halten. Dadurch schnellen die Erwartungen hoch. „Der Fall Kallmann“ erinnert an ein Bühnenstück und lebt von den Figuren. Es fällt schwer zu akzeptieren, dass packende Szenen ausbleiben. Überzeugend ist der Lesefluss. Raffinesse lässt sich im Nachhinein feststellen. Charlie, Andrea und Eugen erweisen sich als die eigentlichen Hauptfiguren, die am ehesten im Gedächtnis bleiben.