Nesser schlägt wieder zu

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holzfrieden Avatar

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Tolles Cover, das einen in die Natur Schwedens hineinzieht und gleichzeitig verschleiert, was sich im Hintergrund verbirgt. Genau, wie die Handlung dieses Buches!
Auf der Rückseite des Klappentextes steht:" Wie lebt es sich im Schatten eines Mordes?" Wer ist hier gemeint - eine Person, eine Gruppe, ein ganzes Dorf?
Nesser lässt verschiedene Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen, wie ihr Leben aussah - vor Kallmanns Tod. Alle haben irgendwie mit ihm zu tun gehabt: Kollegen, Schüler, Dorfbewohner.
Dem Leser ist lange nicht klar, um wen sich die Schlinge zuziehen wird. Alle sind sympathisch, keinem traut man einen Mord zu. Mit dem Arbeitsantritt des neuen Lehrers Leon kommt die Geschichte ins Rollen. Er stellt Fragen und begibt sich auf Kallmanns Spuren. Nesser erzählt wie immer großartig. Ich lese seine Bücher bewusst langsam, weil ich nicht möchte, dass sie enden. So ist es auch hier. Vordergründig könnte man meinen, dieses Buch interessiert eher nur Lehrer, da der Fall Kallmann an seiner Schule angesiedelt ist und zudem viel über den Schulalltag usw. berichtet wird. Dieses trifft aber keinesfalls zu. Kallmann war ein sehr beliebter Lehrer, besonders bei seinen Schülern, die Kollegen fanden ihn eher etwas sonderbar, aber durchaus nett. Was Kallmann entdeckt hat, wer eingeweiht war, warum er besonders mit einem Schüler darüber gesprochen hat und was letztendlichbzu seinem Tod geführt hat - davon handelt dieses Buch.
Nesser hebt sich wohltuend ab vom Mainstream der skandinavischen Krimis. Es geht ihm nicht darum, möglichst brutale Szenen einzubauen, er erzählt vielmehr die Geschichte hinter der Geschichte und das macht er, wie gesagt, großartig.