Der Rabbi taut auf, ich friere bei diesem Roman ein

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bovary Avatar

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Als ich diesen  Roman anfing zu lesen, dachte ich mir noch, ein gefrorener Rabbi in einer Tiefkühltruhe, das ist schräg, das könnte noch wirklich interessant werden. Leider kühlte sich meine Begeisterung mit dem Auftauen des Rabbis merklich ab.

Die Gegenwartskapitel, welche von 1999-2002 (2004) spielen, fand ich immer langweiliger, weil sich irgendwie alles immer wiederholte (Bernies "Seelenreisen"). Der Rabbi mutierte zu einem (amerikanischen) Kapitalisten und Sex-Guru, welcher mich an „Fernseh-Prediger“ erinnerte oder an diese selbsternannten „Hellseher“. Auch mit den anderen Figuren, allen voran Bernie Karp und dessen Familie wurde ich nicht warm. Durch das letzte Kapitel musste ich mich regelrecht durchkämpfen und der Schluss war für mich auch nicht „berauschend“.

 

Die historischen Kapitel, welche von 1889 (Rabbi wird eingefroren) bis 2002 gingen, fand ich schon viel besser. Da erfuhr man etwas von den drei (mit Bernies Vater vier) Generationen der Familie Karp, welche die „Hüter“ des Rabbis im Eis wurden. Man erfuhr etwas vom Leben der armen (nicht der reichen) Juden im polnischen Schtetl und dem Getto von Lodz im ausgehenden 19. Jahrhundert, sowie deren Leben, nachdem sie in die USA ausgewandert sind. Auch ein Abstecher nach Palästina vor der Gründung Israels war dabei. Am meisten gefiel mir die Geschichte von Bernies Urgrosseltern Schmerl und Jochebed, den einzigen beiden Figuren, mit denen ich warm wurde. Das Kapitel über Bernies Vater war so abgekürzt, dass ich dachte, der Autor will wohl seinen Roman langsam zu einem Ende bringen. Von mir aus, hätte er das letzte Kapitel weglassen können.

Leider hatte das Leseexemplar (Taschenbuch) kein Glossar. Ich hatte mit gewissen Ausdrücken wirklich Probleme, sie überhaupt zu verstehen.

 

Fazit:

Der Roman selbst gefiel mir persönlich nicht besonders (vielleicht hatte es zuviel "Esoterik"), durch den Schluss habe ich mich gequält. Ein Wunder, dass ich überhaupt zu Ende gelesen habe. Das gute daran ist, die Geschichte hat mich dazu angeregt, mir wieder einmal „Yentl“ und „Anatevka“ anzusehen.