Chapeau

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cara_11 Avatar

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Hätte Leopoldine von Österreich nicht tatsächlich gelebt, diese Geschichte hätte man nicht erfinden können - zu abenteuerlich erscheint das kurze Leben der jungen Österreicherin.
Peggy Hohmanns Briefroman, der, als Abbildung der Korrespondenz zwischen tatsächlich gelebten und fiktiven Personen, das Leben der jungen "Poldl" schildert, lässt durch die geschickte, persönliche, gefühlsbetonte Darstellung die Protagonisten lebendig erscheinen. Chapeau - ich hätte nie gedacht, dass das der erste Roman der Autorin sein kann - es wird alles perfekt abgestimmt. Fiktion und Realität verschwimmen, man glaubt jedes Wort aus diesen Briefen!
Auch das wunderschöne Cover ist stimmig mit dem Inhalt und der Zeit, in der der Roman spielt. Liest man die ersten Briefe von Poldl an ihre Schwester, die Herzogin von Parma, Napoleons Frau Marie-Louise, sieht man förmlich das Nesthäkchen des Kaisers in Laxenburg, mit dem Hund an den Beinen, vor sich und spürt die Jugend und die unverbrauchte Lebensfreude. Mit zwanzig wird die 1797 geborene Leopoldine auf Betreiben des "eiskalt agierenden" Fürst Metternichs, der das Wohl der Monarchie und Österreichs über das persönliche Wohl von Mitgliedern der Kaiserfamilie stellt, mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro, der seit Jahren in Brasilien lebt, zwangsverheiratet. Politik durch Hochzeiten - das konnten die Habsburger exzellent. Nach langer beschwerlicher Reise tritt Leopoldine im Herbst 1817 in einem komplett unbekannten Land erstmals ihrem ebenso absolut unbekannten Ehemann entgegen. Dom Pedro ist Epileptiker, ein jähzorniger, unberechenbarer Charakter und Womanizer, der Leopoldine unzählige Male betrügen wird, durch seine an den Hof gebrachte Liebschaft düpiert. Bis zu Leopoldines gewaltsamen, durch ihren Mann herbeigeführten frühen Tod 1926 reiht sich Schwangerschaft an Schwangerschaft (insgesamt war Poldl 9x schwanger und erlitt 3 Fehlgeburten, im Buch sind's 3 Kinder und eine Fehlgeburt), die sehr warmherzige, kluge Erzherzogin, die 1825 nach der Trennung von Portugal zur Kaiserin von Brasilien ernannt wird, findet trotzdem Zeit und Mut, sich in die Politik einzumischen, sie ist beim Volk beliebt, versucht, die Sklaverei zu beenden und wird bis heute in Brasilien verehrt, obwohl sie nur knapp 9 Jahre in diesem Land gelebt hat. Man hofft und leidet mit Leopoldine,die ihre geliebte Heimat Österreich, ihren Vater, ihre Schwester nie wiedersehen wird.