Apokalypse now

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„Der Heiler“ von Antti Tuomainen ist mal wieder einer dieser Krimis, bei denen der Klappentext relativ nichtssagend ist beziehungsweise am Thema vorbeiführt. Der titelgebende Heiler ist im Buch nämlich keineswegs so omnipräsent, wie das bei einem ersten Blick erscheinen mag.
Stattdessen steht eigentlich der Dichter Tapani im Mittelpunkt des Buches, der aus der Ich-Perspektive von der Suche nach seiner verschwundenen Frau berichtet, die in der Geschichte des Heilers recherchierte. Dieser hat bislang neun Familien umgebracht und nun scheint es, als hätte Tapanis Frau Johanna das Geheimnis lüften können, dafür aber auch mit dem Leben bezahlt.

Die 217 Seiten über verfolgt man mit Tapani zunehmend verzweifelt die letzten Spuren seiner Frau und die Fäden einer Geschichte, die schon vor Jahren begonnen hat und jetzt erst eskaliert ist.
Was den Roman Tuomainens vom Gros der aktuellen Krimis unterscheidet (insofern es überhaupt ein Krimi ist, bei der Einteilung würde ich zögern), ist der exotische Schauplatz Finnlands und das Setting seines Romans. Neben einigen gewöhnungsbedürftigen finnischen Namen, die gottseidank nicht zuviel sind, ist der Roman auch durch leichte Anklänge einer Dystopie gesättigt. In der nahen Zukunft finden alle Geschehnisse rund um das Verschwinden von Tapanis Gattin statt und immer mal wieder flicht der Autor einige Betrachtungen über das apokalyptische Ausmaß der Globalisation, Klimaerwärmung und unseres Strebens nach Reichtum ein.
Dies macht den Roman sehr interessant und grenzt ihn vom Einerlei der Kriminalsoße ab, nur hätte ich mir etwas mehr Raum zur Entwicklung des Plots gewünscht. Die 217 Seiten hätten meiner Meinung nach ruhig noch etwas gestreckt werden dürfen, dem Plot hätte dies nämlich keinesfalls geschadet. So läuft die Handlung geradlinig auf das Finale zu und ist nach drei bis vier Stunden schnell konsumiert. Etwas wie Haken oder Wendungen sind nur rudimentär vorhanden, doch wer damit kein Problem hat, dürfte mit „Der Heiler“ glücklich werden.
Eine interessante Mischung aus Kriminalroman und Dystopie, der sich nicht unbedingt durch Spannung empfiehlt, sondern vielmehr durch sein exotisches Setting zu überzeugen weiß!