Das Ende unserer Welt ist gekommen

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phoenix84 Avatar

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In diesem düsteren , stimmungsvollen Roman von Antti Tuomainen hat die Menschheit nichts mehr zu lachen. Doch dazu komme ich später.

Ich beginne mit einer kurzen Inhaltsangabe: Die Hauptperson Tapani Lehtinen, aus derer Sichtweise auch die Handlung beschrieben wird, vermisst seine Frau Johanna. Diese
ist Journalistin und recherchierte vor ihrem Verschwinden an Familienmorden, die dem " Heiler" zugesprochen werden. Diese Morde sind ein letztes Aufbegehren desselbigen gegen die Ungerechtigkeiten, die reiche Industriemagnaten anderen Menschen und ganz besonders der Umwelt zugefügt haben. Der " Heiler" gibt diesem die Schuld an der Klimakatastrophe, die nun eingetreten ist- mit verheerenden Auswirkungen. In all den Wirren sucht Tapani verzweifelt seine Frau und ist nicht Willens aufzugeben. Dabei kommt er einer Verschwörung auf die Spur und setzt sein Leben aufs Spiel.

Der Roman ist flüssig zu lesen, zumindest wenn man sich an die finnischen Namen und Bezeichnungen von Stadtteilen und Straßen gewöhnt hat. Zu Beginn stolpert man als deutscher Leser doch etwas darüber.
Der Autor schafft es , eine finstere Welt zu kreieren, in der sich jeder fragen muss : ist das Leben es noch wert, gelebt zu werden? Mache ich weiter, auch wenn um mich herum Seuchen wüten , Nahrung und genießbares Trinkwasser knapp wird und nur die Reichen sich eine zeitweilige Flucht auf sicheres Land erlauben können? Lebe ich von Tag zu Tag, lebe ich für meine Liebe, auch wenn es aussichtslos erscheint oder hat sich mit dem Ende der Welt auch jeder Sinn zu Leben erübrigt?
Hierum dreht sich meiner Meinung nach auch der Kern des Buches. Nicht so sehr um den " Heiler " und dessen Wahnsinn und die grausamen Familinemorde. Es ist schwer zu beurteilen, in welche Kategorie ich das Werk Tuomainens einordnen würde, denn es ist definitiv kein klassischer Thriller und hat meine Erwartungen diesbezüglich nicht bestätigt. Was nicht zwingend negativ sein soll, denn dafür hat das Buch andere Qualitäten. Es führt den Leser, der bereit ist, ein manchmal notwendig langsames Tempo einzugehen und sich des öfteren behutsam an Schicksale heran bringen zu lassen, in eine Welt die trotz ihrer Finsternis, Verzweiflung und Endgültigkeit einen eigenartigen Sog verübt. Und am Ende noch einmal zu erschüttern, aufzurütteln vermag. Das Buch hat mich nachdenklich zurück gelassen. Trotz der einen oder anderen Länge ist es lesenswert.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Aufmachung des Buches, die ich entgegen einiger Vorredner gelungen finde.
Das verblassende, kränkliche Lila, welches von spindeldürren, toten Baumästen dominiert wird scheint mir gut in eine Endzeitvision zu passen. Der Schriftzug " Der Heiler " ist schön hervor gehoben in kräftigem Rot und auf dem Buchdeckel tastbar, begleitet von einem Raben, der hier wohl als Unglücksbote fungieren soll. Mich spricht es jedenfalls an und ich gebe insgesamt eine klare Leseempfehlung.