Der Heiler - Hörbuch

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mrs-lucky Avatar

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Inhalt: Antti Tuomainen schafft ein düsteres Szenario der Zukunft. Nachdem die Menschheit die Ressourcen auf der Erde jahrelang weiter ausgebeutet haben, ist die heutzutage prognostizierte Klimakatastrophe Wirklichkeit geworden und hat die Welt in Kriege und Chaos gestürzt. In Finnland regnet es seit Monaten, die Infrastruktur ist teilweise zusammen gebrochen, viele Häuser verfallen und sind unbewohnbar. Die Südeuropäer fliehen vor Dürre und Bürgerkriegen in den Norden, wer es sich in Finnland leisten kann, sucht sich ein besseres Leben in Norwegen. In Finnland treibt der sogenannte „Heiler“ sein Unwesen, und ermordet einflussreiche Industrielle, die in seinen Augen am Fortschreiten der Klimakatastrophe maßgeblich mitschuldig sind. Die Journalistin Johanna verschwindet bei Recherchen zu diesem Heiler, ihr Mann Tapani macht sich auf die Suche nach ihr, da die Polizei keine Mittel hat, um ihm zu helfen. Er entdeckt, dass hinter dieser Geschichte wesentlich mehr steckt und begibt sich selbst in Gefahr.

Meinung: Der Roman ist insgesamt spannend und liest sich flüssig, die Geschichte weist einige überraschende Wendungen auf, dem Leser/Hörer erschließen sich Zusammenhänge und Details erst nach und nach im Verlauf von Tapanis Nachforschungen. An vielen Stellen wirkt der Roman jedoch unausgegoren, die Szenerie ist meiner Meinung nach nicht konsequent genug durchdacht. Einerseits herrschen Chaos und Anarchie, andererseits leben die Menschen ihr normales Leben weiter wie bisher. Die düstere Stimmung kommt zwar sehr gut rüber (dass ich das Hörbuch meist während Autofahrten bei Regen gehört habe, hat sicher zur Authentizität beigetragen), dennoch konnte mich Tapanis Schicksal nicht wirklich berühren. Tapani tritt als Ich-Erzähler auf, so dass der Leser der Geschichte aus seiner Sichtweise folgt. Seine Person als Dichter wirkt authentisch, er ist ein guter Beobachter, in Rückblenden und Erinnerung werden Details aus seiner und Johannas Vergangenheit erläutert, ebenso wie in seinen Gesprächen mit Freunden. Die Ich-Perspektive bedeutet aber auch, dass alle anderen Personen recht eindimensional bleiben, wenn Tapani ihre Beweggründe nicht versteht, erfährt auch der Leser nicht mehr, viele Fragen bleiben so offen.
Mit 217 Seiten ist der Roman recht kurz, etwas mehr Details zu dem düsteren Szenario hätten der Geschichte gut getan, um den Leser eindringlicher dazu zu bewegen, über den Hintergrund der Geschichte nachzudenken. Bewegen wir uns wirklich auf eine solche klimatische und gesellschaftliche Zukunft zu? Das persönliche Schicksal Tapanis und Johannas steht dafür zu sehr im Vordergrund.
Wolfram Koch liest das Hörbuch mit viel Einfühlungsvermögen und schafft eine authentische Atmosphäre. Ich kenne ich schon als Sprecher der Hörbücher von Jussi Adler-Olsen um Carl Mørck, so dass mich die Figur des Taxifahrers Hamid unweigerlich an Mørcks Assistenten Assad erinnert hat.