Der Lyriker

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mia-w Avatar

Von

Dieses Buch hat mich seit langem wieder einmal etwas ratlos zurückgelassen - vor allem, weil meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt wurden, ich aber dennoch ein gutes Buch gelesen habe - irgendwie.
Nach Lektüre von Klappentext und Leseprobe dachte ich, mich würde ein Endzeitkrimi erwarten, in dessen apokalyptischem Setting ein Verrückter Menschen umbringt, die angeblich Schuld an der fatalen Umwelt-Situation haben. Dann stellte sich der Roman jedoch schnell als eine Art Novelle heraus, in der auf schlappen 216 Seiten (die dank etwas festerem Umschlag und dickem Papier in Broschur für 14,99 Euro meiner Ansicht nach schon eine kleine Unverschämtheit sind...) ein einziger - zugegeben spannender - Handlungsstrang verfolgt wird, der sich bereits nach wenigen Seiten komplett von der Geschichte um den im Titel platzierten "Heiler" löst. Stattdessen kreist die Geschichte um die verschwundene Ehefrau des Protagonisten, seines Zeichens ein idealistischer Lyriker, der sich als titelgebende Figur aber wahrscheinlich nicht so gut machen würde...
Im weiteren Verlauf des Buches begleiten wir den Lyriker auf der Suche nach seiner Frau. Hier stellt sich dann auch schnell heraus, dass die Geschichte inhaltlich sehr dünn und schnell erzählt, aber auch recht schön geschrieben ist. Allerdings fällt auf, dass die detailversessene Story auf wenigen Seiten noch weniger Inhalt transportiert, da der Autor alles sehr genau beschreibt und sogar belanglose Dialoge durch präzise Beschreibungen von Kopfbewegungen der Beteiligten unterbrochen werden. Dass das Buch dennoch nicht langweilt, spricht für den Schreibstil - oder ist in der Kürze begründet. Für mich als des Finnischen nicht mächtige Leserin waren die zahlreichen finnischen Namen von Menschen und Orten zudem zeitweise etwas verwirrend, aber das kann man nun wirklich nicht dem Autor ankreiden.
Nach 216 Seiten war die Geschichte dann auch schon vorbei - mit einem für meinen Geschmack unbefriedigenden Ende. Alles in allem also kein schlechtes Buch - aber dennoch bleibt bei mir das unschöne Gefühl, mit einer kleinen Geschichte abgespeist worden zu sein, die auf einem einzigen guten Grundgedanken basiert, der von einem schlauen Verlag zu einem Roman aufgeblasen wurde. Dennoch: 3 Sterne für einen netten Januar-Nachmittag auf dem Sofa.