Eine Liebesgeschichte im Umweltformat

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Der Heiler - ein altertümliches Wort für einen Arzt. Und so wie es Ärzte für alle möglichen Fachgebiete gibt, beschäftigt sich dieses Buch mit einem, der die Welt heilen will.

Der Hintergrund der Handlung ist eine SF-mäßige Welt der Zukunft, in der das eingetreten ist, was manche erwarten: Die Klimakatastrophe. Südeuropa ist praktisch nicht mehr bewohnbar, in Nordeuropa steigt der Meeresspiegel, das Wetter gerät aus allen Bahnen - und wer es sich leisten kann, zieht weiter in den Norden, wo es Städte für die Wohlhabenderen gibt, die von Wachpersonal geschützt werden.

Währenddessen wird Helsinki, der Schauplatz der Handlung, von verzweifelten Massen aus dem Süden überrannt. Die Polizei kämpft mit den zunehmenden Gewalttaten, während die eigenen Beamten reihenweise den Dienst quittieren.

In diesen Umständen verschwindet eine Journalistin, die eine Mordserie recherchiert, spurlos. Schon nach einem Tag weiß ihr Mann, daß etwas nicht stimmt, denn so lange hatten sie noch nie in ihrer zehnjährigen Ehe keinen Kontakt. Er beginnt sie auf eigene Faust zu suchen, prinzipiell unterstützt von der Polizei, die aber wegen Personalmangel nicht mehr tun kann.

Antti Tuomainen beschreibt bildhaft und aufrüttelnd die Situation, in der im Grunde jeder auf sich selbst gestellt ist. Niemand kann mehr Sicherheit gewährleisten, die Natur wendet sich gegen den Menschen, und die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist am Ende.

Die Mordserie, das kriminalistische Element des Geschehens, ist zu Beginn völlig rätselhaft. Erst im Verlauf der Handlung wird deutlich, warum ganze Familien brutal ermordet werden und was der Heiler, der sich jedesmal dazu bekennt, damit bezweckt.

Die Hauptperson ist Tapani Lehtinen, der Ehemann der verschwundenen Journalistin, und der Leser begleitet ihn bei der Suche nach seiner Frau und der Aufklärung der Mordfälle. Die Ehe der beiden ist zur Abwechslung mal wirklich angenehm mitzuerleben: Zwei Menschen, die sich auch nach zehn Jahren noch von ganzem Herzen lieben und füreinander einstehen. Diese Liebe ist das positive Element, das die ganze Handlung bereichert.

Als "Thriller" hätte ich den Roman nie bezeichnet, denn "thrilling" ist er nicht, aber angenehm zu lesen, logisch aufgebaut, interessant und ohne Durchhänger. Man kann der Handlung problemlos folgen und sucht zusammen mit Tapani nach seiner Frau. Antti Tuomainen hat hier eine Mischung zwischen Umweltroman, Krimi und Liebesgeschichte verfaßt, die sich mit Vergnügen lesen läßt.