Etwas verwirrendes Endzeitszenario

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caillean79 Avatar

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Es passiert mir relativ selten, dass ich vor einem Buch sitze und ratlos bin, was ich dazu schreiben soll. Insofern ragt „Der Heiler“ zumindest für mich persönlich aus der Masse heraus… Aber so sehr ich mich bemüht und darüber nachgedacht habe – ich kann mir keine richtige Meinung zu dem Buch bilden. Also versuche ich das jetzt mal während des Schreibens der Rezension…

Die Ausgangssituation ist relativ einfach: Johanna Lehtinen ist verschwunden und ihr Mann glaubt, ihr sei etwas zugestoßen. Er macht sich im Alleingang auf die Suche nach ihr, weil die Polizei ihm keine adäquate Hilfe zusichern kann.

Das Umfeld, in dem der Roman spielt, ist eine Art „Endzeitszenario“. Überschwemmungen, Plünderungen, Menschen fliehen aus dem fast unbewohnbaren Helsinki in den Norden, wo es (angeblich noch) besser aussehen soll. Die Hintergründe gibt der Autor nur in kurzen Sequenzen als Folgen des Klimawandels an – ohne konkret zu werden. Das hat mich ein wenig gestört. Wenn ein ganzes Buch in einem Szenario spielt, das nicht erläutert wird, sondern dem Leser einfach als gegeben „vor die Füße geworfen“ wird, dann findet man sich irgendwie nicht so ganz in den Roman hinein. Zumindest ging mir es so. Mir fehlte eine klare Ausgangssituation. Auch zeitlich gesehen. Man kann annehmen, dass der Roman in der nahen Zukunft spielt (ca. 2015 – 2020). Eine Erklärung dazu findet sich aber nirgends. Daher fiel mir das Einordnen der Geschehnisse recht schwer.

Was mich auch gewundert hat: Tapani, die Hauptperson des Romans, wird als vergeistigter Mensch (Beruf: Lyriker) und liebender Ehemann dargestellt, der alles für seine große Liebe Johanna tun würde. Andererseits agiert er in den bei seiner Suchaktion teilweise so abgeklärt und cool, dass es nicht recht zu ihm passen will (z. B. bei seinem Gespräch mit dem undurchsichtigen Barkeeper in der Kneipe). Hier hatte ich den Eindruck, dass der Autor sich nicht so recht zwischen einem „Helden“ und einem „Anti-Helden“ als Hauptperson entscheiden konnte. Schade, denn diese Inkonsequenz geht zulasten des Gesamteindrucks.

Die Sprache des Romans fand ich allerdings gut – nicht mainstream und doch flüssig lesbar und verständlich, der Handlung und Stimmung des Buches angemessen. An dieser Stelle absolut stimmig.

Fazit: Einige interessante Ansätze, die zum Nachdenken anregen, die Story beinhaltet einiges an Potential. Aber das, was der Autor daraus gemacht hat, kann mich leider nicht überzeugen. Außer sprachlich /stilistisch.