Ich war Lyriker

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owenmeany Avatar

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Ein grauer Schleier der Melancholie wabert über der kompletten Szenerie, der Point of no return ist erreicht, eigentlich besteht keine Hoffnung mehr. Die Menschen haben sich, so gut sie können, im Zwang der Umstände eingerichtet, wer es Richtung Norden schafft, hat Zeit gewonnen. Und einem geht die geliebte Frau verloren.

Tapani, der Dichter, begegnet bei seiner Suche nach Johanna lauter gestrandeten, resignierten Gestalten, wobei sich ein Muster herauskristallisiert: Rache an den Zerstörern der Erde. Der Kriminalfall spielt sich nicht im wertneutralen Raum, sondern unter weltanschaulichen Prämissen ab mit der Besonderheit, dass die vollendeten Tatsachen bereits geschaffen sind.

Das ist der Hauptpunkt meiner Kritik: bestünde auch nur der Hauch eines Silberstreifens am Horizont, hätte diese artifizielle Konstruktion für mich einen Sinn, der per se eine Spannung implizieren würde. So bildet diese aber eine schiere Kulisse für einen zweifellos packend inszenierten Kriminalfall. Durchaus gelingt Tuomainen die Gratwanderung zwischen abgeklärter Coolness und hingebungsvoller Sehnsucht in vorbildlicher Weise. Aber die interessanten philosophischen Erwägungen angesichts existenzieller Grenzsituationen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen sind für mich so wenig akzeptabel wie die Todesstrafe, die retrospektiv ja nichts mehr ändert und kein einziges Verbrechen verhindert.

Davon abgesehen finde ich den sich vom Mainstream absetzenden Krimi originell, spannend und geschickt konstruiert.