Tapani

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Finnland, ist für viele Südeuropäer und Afrikaner das gelobte Land nach dem Klimakollaps. Wovor viele Wissenschaftler und Experten seit Jahrzehnten warnten, ist eingetreten, Afrika und Europa sind überschwemmt und unbewohnbar. Finnland wiederum hat mit dem großen Flüchtlingsstrom zu kämpfen. Alle gut betuchten Finnen fliehen nach Norwegen und Lappland, die Zuwanderer lassen sich in Helsinki nieder. Mitten in dieser düsteren Szenerie in der der Staat vergeblich um seine Demokratie kämpft, da Judikative, Legislativer und Exekutive quasi nicht mehr existent sind, treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Die junge engagierte Journalistin Johanna widmet ihr Können einer einzigartigen und bösartigen Kreatur, dem „Heiler“. Dieser tötet in regelmäßigen Abständen Personen, die er für die Klimakatastrophe verantwortlich macht. Vom Autohändler bis zum Fleischfabrikanten löscht er ganze Familien aus. Sie steht mit ihm sogar in E-Mail Kontakt, denn er will dass die Öffentlichkeit seine Arbeit würdigt. Ein gefährliches Terrain auf das sich Johanna begibt. Kurze Zeit später verschwindet sie zusammen mit ihrem Fotographen auf einem Außendienst. Ihr verzweifelter Ehemann, der Lyriker Tapani, begibt sich auf die Suche nach ihr. Seine erste Anlaufstelle ist Johannas Chef, dem seine Sorge recht wenig tangiert, denn er und Johanna kamen nie gut miteinander aus. Auch die Polizei ist nicht wirklich in der Lage zu helfen, denn der verbliebene Polizeiapparat ist noch nicht einmal in der Lage sich der Aufklärung der Serienmorde zu widmen. Auch das befreundete Ehepaar Elina und Ahti sind keine große Hilfe oder Unterstützung. Einzig auf den jungen Exilanten Hamid kann sich Tapani verlassen, steht der ihm doch nach kulanten Preisverhandlungen als Taxifahrer zur Verfügung.

Eine düstere, traurige Welt beschreibt Antti Tuomainen. Die Auswirkungen des Kollapses macht er auf eindrückliche Weise erlebbar. Helsinki versinkt kurz vor Weihnachten nicht im Schnee sondern wird seit langem von fast monsunartigen Regenfällen heimgesucht. Ganze Küstenlandschaften sind schon überschwemmt, teilweise fließt kein Strom, Ratten und anderes Ungeziefer bahnt sich seinen Weg in die Häuser und längst besiegte Infektionskrankheiten werden durch die Einwanderer wieder eingeschleppt. Grippe- und Tuberkulosepandemien sind die Folge, und lassen die einheimische Bevölkerung stark schrumpfen. Der depressive Grundtenor des Buches erhält nur durch die Liebe von Tapani zu Johanna einen Lichtschein. Man folgt dem Lyriker in die dunkelsten Ecken Helsinkis, man ist teilweise abgestoßen von der Hoffnungslosigkeit und der Gewalt der dortigen Lebenssituation, trotzdem versteht es Tuomainen seinen Leser zu fesseln und das mit leisen Tönen. Er beleuchtet sehr gut zwischenmenschliche Interaktionen. Deckt auf, dass jeder ein wahrhaft zweites Gesicht versteckt, das muss sein Protagonist gleich mehrmals verzweifelt feststellen. Nicht nur als er Johannas Korrespondenz sichtet. Vermeintliche Freunde werden zu Fremden, Fremde zu Freunden. Alle zusammen vereint der Überlebenswille in einer dem Menschen feindlich gewordenen Welt. Gewalt, Obsessionen und die Gier nach Macht und Geld treten viel deutlicher zu Tage.

Fazit: Ein Spannungsroman der durch seine Subtilität fesselt und überzeugt.