Verzweifelte Suche zu begonnener Endzeit

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moosi Avatar

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Dichter Tapani und Journalistin Johanna Lehtinen sind seit 10 Jahren verheiratet und lieben sich bedingungslos. Sie leben und arbeiten in ihrer Heimat Helsinki. Finnlands Hauptstadt versinkt wie der Großteil der Welt langsam aber sicher im Chaos, da die Umweltkatastrophe nun ihre Tribute fordert. Die Stadt ist geplagt von Dauerregen und winterlicher Kälte. Andere Teile der Welt sind wegen Flut- und Dürrekatastrophen unbewohnbar, manche Regionen sich selbst überlassen. Eine Völkerwanderung in nördliche Regionen der Welt ist in vollem Gange. Doch Tapani und Johanna leben und arbeiten weiter. Bis zu dem Tag, an dem Johanna verschwindet. Es dauert nicht lange bis Ehemann Tapani herausfindet, dass Johanna zuletzt über den "den Heiler" recherchiert hat. Über den Mann, der Industrielle und Kapitalisten mitsamt ihrer Familien brutal ermordet und so die eingetretene Naturkatastrophe an den in seinen Augen Verantwortlichen rechen will. Hat Johanna eine gefährliche Entdeckung gemacht? Tapani macht sich nun eigenhändig auf die Suche nach seiner großen Liebe, denn es sind Zeiten angebrochen, in denen auf die Polizei nicht mehr gesetzt werden kann. Schon bald stößt er an unfassbare Wahrheiten.

Antti Tuomainen hat mit seinen Thriller "Der Heiler" ein recht kurzes Lesevergnügen geschaffen (217 Seiten). Nichtsdestotrotz schafft er es das begonnene Endzeitszenario auf der Welt umfassend zu beschreiben. Man taucht förmlich in die verregnete Atmosphäre Helsinkis ein und wird Teil einer untergehenden Welt. In die Chronologie der Kapitel sind Erinnerungen an die Vergangenheit und das Leben mit Johanna eingewoben, sodass man auch die Verschwundene kennenlernt. Der trotz des erlittenen Schicksalsschlags sympathisch auftretende Tapani Lehtinen erweckt ein großes Interesse, sein Suche weiter und weiter zu verfolgen.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Trotzdem ist mir vor allem gegen Ende des Buches aufgefallen, dass man als Leser mit einigen Gegebenheiten, die einem scheinbar wichtig erschienen, im Dunkeln gelassen wird. Auch retrospektiv ist man nicht immer sicher wie genau es nun zu der Handlungsabfolge gekommen ist. Man erwischt sich dann das ein oder andere mal dabei ein zwei Seiten zurückzublättern und zu überprüfen, ob man etwas überlesen oder falsch gedeutet hat. Das ist sehr schade und tut der Handlung meiner Meinung nach einen Abbruch, der mir in Erinnerung bleibt. Ich habe aus dem Grund lange über die Vergabe von 3 vs. 4 Sternen nachgedacht. Am Ende konnte ich leider nur 3 Sterne vergeben.

Insgesamt empfinde ich das Buch als eine gut getroffene Idee, wie genau eine mögliche Umweltkatastrophe sich auf die Normalität auswirken könnte. Auch ist ein Thriller mal in einen etwas anderen Hintergrund eingebet. Ich empfehle das Buch grundsätzlich schon weiter, v.a. an Leser, die sich für Zukunftsutopien interessieren. Es bleibt Raum auf der Grundlage des Buches vom Autor angerissene Ideen für sich weiterzuspinnen, was durchaus spannend ist!