Penelope soll heiraten, um Lancroft Abbey zu retten

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adel69 Avatar

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Die Handlung:
Im Jahre 1811 sinnieren die beiden Schwestern Penelope und Frederica über ihre Zukunft nach. Frederica ist die älteste der beiden und sie träumt davon, in die High Society (Gesellschaft der Reichen) Londons eingeführt zu werden. Penelope kümmert sich dagegen lieber um Tiere und möchte eigentlich in ihrem Zuhause auf dem Land bleiben.

Aber Mr. Grittleton eröffnet der Familie, dass sie ihre Träume erst mal auf Eis legen muss. Mr. Grittleton ist der Vermögensverwalter, den Mamas Halbbruder, Onkel Chedworth, zur Familie geschickt hat. Onkel Chedworth hat keinen Kontakt zu ihnen, aber ist vermögend.

Der verstorbene Vater, der Viscount of Panswick, hat seinen fünf Kindern und seiner Frau keine Menge Geld hinterlassen, sondern jede Menge Schulden. Grund war seine Spielsucht. Nun gilt es, das Anwesen Lancroft Abbey zu retten und die Familie vor dem „Schuldenturm“ zu bewahren. Mr. Grittleton verordnet der Familie absolutes Sparen.

Nachdem von dem Anwesen wegen diverser Klauseln nichts verkauft oder beliehen werden kann, kommt der Familie eine interessante Idee: Wie wäre es, wenn Penelope, die schönere der beiden Schwestern Frederica und Penelope, zuerst in London in die High Society eingeführt werden würde und einen reichen Mann fände, ihn heirate – und somit Lancroft Abbey und die ganze Familie vor dem Schuldenturm rette?

Frederica ist selbstverständlich eingeschnappt. Sie ist intelligent und hübsch und die älteste Tochter. Und eigentlich müsste sie zuerst in die Gesellschaft Londons eingeführt werden. Sie ist aber nicht so schön wie Penelope. Diese Tatsache so direkt zu hören, ist schon ein harter Schlag für sie. Dazu kommt noch ihre Allergie gegen Efeu, die ihr im Laufe des Romans noch zu schaffen macht.

Wer in die reiche Gesellschaft des einflussreichen Londons des 19. Jahrhunderts eingeführt werden möchte, braucht eine Anstandsdame. Glücklicherweise hat sich Agathe, Cousine der Mutter, dazu bereit erklärt. Lady Agathe Alverston – wie sie korrekt heißt – scheint die richtigen „Connections“ zu haben, um Penelope unter die Haube zu bringen und Lancroft Abbey zu retten.

Allerdings bricht sich Agathe infolge eines Missgeschicks ein Bein und fällt als Anstandsdame erst mal aus. So bekommt Frederica doch noch die Chance, nach London zu kommen. Sie darf sich als Cecilia, die wesentlich jüngere Schwester von Mr. Grittleton, ausgeben. In dieser Rolle darf sie als Anstandsdame für Penelope auftreten.

Penelope und Frederica reisen nach London und werden von Lady Eleonore Daglingworth, Mr Grittletons Schwester, aufgenommen. Sie dürfen dort einige Monate bleiben. Lady Daglingworth ist zwar charmant, hat allerdings – wie Frederica bald herausstellt – einen fürchterlichen Modegeschmack. Gibt sie doch das wenige Geld, das Penelope und Frederica zur Verfügung haben, sehr freigiebig für dünne Kleider aus, die aus sehr dünnem Stoff sind und nicht den neuesten Londoner Kleidungstrends entsprechen. Als Lady Daglingworth viel Geld in einen furchtbaren Hut für Penelope investiert, platzt Frederica fast der Kragen.

Sie beschließt, ihre eigene und die Zukunft ihrer Schwester in die eigene Hand zu nehmen, und begibt sich ins Haus ihres Onkels Chedworth. Allerdings trifft sie dort den überaus charmanten und gut aussehenden Anthony Farrensby, den Lord of Derryhill. Ihm erzählt sie ausgiebig ihre missliche Lage, weil sie denkt, ihren Verwandten Onkel Chedworth vor sich zu haben. Sie erzählt sogar von den Absichten, einen reichen Mann für Penelope zu finden, um Lancroft Abbey vor dem Ruin zu retten. Anthony Farrensbyn ist gerührt über so viel Ehrlichkeit und verspricht Frederica, ihr zu helfen, klärt aber ihren Irrtum nicht auf. Er erkennt jedoch sehr bald, dass Frederica nicht Cecilia ist, sondern Frederica, und kümmert sich darum, dass sie und Penelope von seiner Mutter, Lady Derryhill, aufgenommen werden.

Lady Derryhill ist nicht nur reich – nein, sie hat auch einen wunderbaren Modegeschmack und viel Geld. Sie stattet Penelope und Frederica mit schicken Kleidern aus und fungiert als deren Anstandsdame. Endlich kommen Penelope und Frederica in einflussreiche Kreise. Penelope verliebt sich unsterblich in einen tierlieben Adligen – und auch für Frederica scheint sich jemand zu interessieren….

Meine Meinung:
Dieser Roman ist leicht zu lesen – sehr erheiternd. Ich finde ihn sehr ironisch geschrieben. Die damalige Gesellschaft wird nicht allzu ernst genommen. London war im 19. Jahrhundert offensichtlich noch ein Dorf. Jeder wusste über jeden Bescheid – und alles wurde irgendwie herumgetratscht.

Genau in dieses Milieu geraten Penelope und Frederica- zwei junge Damen vom Lande. Besonders Penelope soll hier unter die Haube kommen. Beim Lesen amüsiere ich mich oft. Nicht nur über englische Namen, wie „Lady Daglingworth“ und „Mr. Puckleworth“, sondern auch über gestelzte Anreden, wie „Ihre Ladyschaft“ und weitere altmodische Ausdrücke. Dadurch wirkt der Roman nicht nur witzig, sondern auch echt – der Zeit angemessen. Man kann sich die Charaktere, die in einer altmodischen Sprache reden und sich auch völlig überzogen benehmen, richtig gut vorstellen.

Amüsant sind die Pannen und auch Verwicklungen, die dieser Roman in sich birgt. Frederica ist ein absolut liebenswerter Charakter. Sie tut mir leid, als sie mit ihrem dünnen Kleid in Efeuraken fällt und einen Ausschlag bekommt. Die Konsequenzen des Ausschlags muss sie ausbaden. Sie kann sich nicht zurückziehen, bis die Pusteln weg sind. Nein, sie muss unter Leute und versucht auch, das Beste für sich und ihre Schwester – und somit langfristig für den Familienbesitz Lancroft Abbey – herauszuschlagen.

Interessant ist auch, dass sie lange Zeit nicht weiß, wer der gutaussehende Lord Derryhill wirklich ist. Sie denkt lange, er sei ihr Onkel, und sie findet ihn total charmant und anziehend. Als Leser aber weiß man Bescheid, wer Lord Derryhill wirklich ist. Und man will wissen, wann sich Fredericas Irrtum aufklärt und ob es gelingt, für Penelope einen vermögenden Mann zu finden, der mit seinem Geld Lancroft Abbey retten kann. Genau diese Fragen wecken das Leseinteresse – auch meines.

Der Schluss ist teilweise unerwartet – teilweise auch nicht, da sich schon während der Lektüre abzeichnet, wie das Buch ausgehen könnte.

Mein Fazit
„Der Heiratsplan“ ist ein Roman, der im 19. Jahrhundert in England spielt und sich selbst nicht so ernst nimmt. Genau das macht das Buch so lesenswert, denn es ist äußerst erfrischend geschrieben. Es geht hier um die beiden Schwestern Penelope und Frederica und darüber, wie sie in die Londoner Gesellschaft der damaligen Zeit eingeführt werden.

Ich habe das Buch sehr genossen und vergebe ihm fünf Sterne.