Der Himmel ist ein Fluss

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cellissima Avatar

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Eine Hommage an die masurische Großmutter, die nie gekannt, da schon 1945 dort erschossen. Ihr Vorname, ein Foto von ihr, ein Grabstein ... nichts ist bekannt, so, als hätte sie nie existiert ...
Die junge Masurin Minna ist Landarbeiterin. Sie träumt davon, diesem Dasein endlich ein Ende zu bereiten, dem eintönigen, erdrückenden Dorfleben zu entkommen. Da dies gar nicht so einfach ist, begnügt sie sich zunächst mit einem Ersatz: sie streift nach Feierabend regelmäßig durch die masurischen Wälder.
Auf einem dieser Streifzüge begegnet sie dem polnischen Vogelkundler Gwidon. Gwidon ist nicht nur Pole, sondern auch katholisch und gar verheiratet. Unter diesen Umständen und so grundverschieden, wie die Beiden sind, müssten sie eigentlich wortlos aneinander vorübergehen, dürften einander nie wieder begegnen.
Doch das gelingt ihnen nicht - zu stark fühlen sie sich zueinander hingezogen, sodass es immer wieder zu heimlichen Treffen kommt.
Schon bald genügen diese Treffen nicht mehr, will Minna ständig in seiner Nähe sein. So nimmt sie schließlich in Allenstein, wo Gwidon lebt, eine Stelle als Kindermädchen an.
Die heimlichen Treffen beginnen wieder und werden zudem zahlreicher und gewagter denn je - obwohl beide genau wissen, dass sie Deutsche und er Pole ist, dass sie sich also keinesfalls treffen dürften, dass sie zumindest unter keinen Umständen jemand erwischen darf ...
Meine Meinung
Anna Kaleri hat mit "Der Himmel ist ein Fluss" einen wunderschönen, berührenden, auch dramatischen Roman vorgelegt.
Er setzt sich aus mehreren Elementen, vielleicht gar Genres, zusammen, die stimmig ineinander übergreifen und in einem sehr ausgewogenen Verhältnis stehen.
Den größten Teil der Geschichte nimmt natürlich die verbotene Liebe zwischen Minna und Gwidon ein. Diese wird ausführlich, berührend und glaubwürdig geschildert, von der ersten Begegnung bis zu Minnas Tod. Beide wissen, dass das, was sie tun, verboten ist und für beide tödlich enden kann, kommen aber doch nicht voneinander los. Dieser innere Zwiespalt, zugleich aber die Liebe und Leidenschaft, der Mut, trotz aller Gefahren zu dieser Liebe zu stehen, treten sehr gut hervor.
Den zweitgrößten Teil nimmt die damalige Zeit ein. Hier lebt ein tragischer Teil der deutschen Geschichte wieder auf.
Schließlich werden immer wieder Landschaften beschrieben, wird so der Zauber der Masuren zum Leseort transportiert. Kaleri schafft dadurch eine große, dichte Atmosphäre.
Sie schreibt zart, poetisch, dabei doch fesselnd und packend.
Fazit
Dieses Buch ist eine Perle unter den 2012 bisher erschienenen Romanen!