Eulenspiegelei auf orientalisch

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hampelmaennchen Avatar

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Bis zu dem Tag, an dem Nuri Hodscha ankam, war die Stadt sehr langweilig gewesen.

Alles änderte sich mit der Kandidatur von Ursel Piepenkötter für das Bürgermeisteramt.

Bis schliesslich Nuri Hodscha in die Stadt kam. Nuri Hodscha stammte aus der Türkei und war der neue Imam. Mit ihm kam seine 16-jährige Tochter Hülya. Osman, eine Art Mädchen für alles rund um die Moschee, holte sie ab. Die Moschee lag zwischen einem Wohnviertel und dem angrenzenden Gewerbegebiet. Begrüsst wurde er dort von Bob Winter, einem Reporter. "Ein paar Fragen und ein kleines Foto, das wäre alles", sagte er zum Imam.

Ursel Piepenkötter wachte vom Klinger der Türglocke auf. Vor der Tür stand Florian Meier, ihr persönlicher Referent. Er zeigte ihr die Zeitung auf deren Titelblatt stand: "Neuer Imam fordert repräsentative Grossmoschee". "Wie wollen Sie denn vorgehen?" fragte Florian Meier. "Sehr, sehr langsam. Tricksen, tarnen, täuschen", erwiederte Ursel Piepenkötter.

Drei Stunden später betrat die Piepenkötter das Rathaus, in dem sie eine Pressekonferenz abhielt. In der Ecke lehnte Bob Winter. Ursel Piepenkötter erklärte, sie habe die Situation vollständig im Griff.

Im Anschluss fand die Vorstellung von Nuri Hodscha, durch den Moscheeverein statt. Dort kam es zur ersten Begegnung zwischen Ursel Piepenkötter und Nuri Hodscha. "Herzlich willkommen", sagte die Piepenkötter. "Ich freue mich, dass Sie hier sind". Hodscha erwiederte: "Fille Danck, Frrau Piepenköter. Jetzt wenigstens alle wissen, ich da bin". Hatte dieser Mistkerl gerade wirklich Piepenköter gesagt? Nur nicht provozieren lassen. "Isch Sie einladen schönnes tradisionell Frrühstück." "Dar ich mitkommen?", röhrte Bob Winter dazwischen.

Die Piepenköter sah sich im Haus um. Mit Erschrecken sah sie: Es gab keine Stühle. "Nehme Sie Pelatz, einfach auf die Boden", sprach der Imam. "Also nein", erwiederte die Piepenkötter, "ich fürchte, ich bin nicht passen gekleidet." Schliesslich landete sie irgendwie ungünstig auf beiden Knien. Bob Winter betätigte genüsslich den Auslöser. "Noch einmal herzlich willkommen." Der schwere Akzent des Hodscha hatte sich plötzlich in einen leichten verwandelt. "Sie haben die ganze Zeit Theater gespielt", stellte Ursel Piepenkötter entrüstet fest. "Ich habe nur Ihre Vorurteile bedient", sprach Nuri Hodscha. "Das kriegen Sie wieder!" sagte die Piepenkötter kämpferisch. Nuri ging ins Nebenzimmer. Da stand ein Esszimmertisch und Stühle. "Das ist eine bodenlose Unverschämtheit!" brüllte die Piepenkötter. "Sie werden mich noch kennenlernen. Und das mit Ihrer Moschee, das können Sie vergessen. Die Piepenkötter knallte die Tür zu und war fort.

Ich habe mich beim Lesen sehr amüsiert. Völkerverständigung einmal anderst. Lohnt sich auf jeden Fall weiter zu lesen.