Staat gegen Klerus: der alte Zwist neu aufgelegt

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Dass sich Vertreter von Religionen mit denen des Staates gerne kloppen und ihre Institutionen einander doch brauchen ist nicht neu und wurde kulturell immer wieder aufgewärmt-z.B. in Fernsehserien wie „Don Camillo und Peppone“ oder „Um Himmels willen“ etc. Wo dort aber zwischen der von jeher alteingesessenen christlichen Kirche und dem jeweiligen Bürgermeister Unmut herrscht, ist es im neuen, multikulturell weiterentwickelten Deutschland aus „Der Hodscha und die Piepenkötter“ der Islam, verkörpert durch den Imam Nuri Hodscha, der sich mit der exekutiven Gewalt (der Oberbürgermeisterin Ursula Piepenkötter, 44, CDU) einer – im wahrsten Sinne des Wortes – „verschlafenen“ deutschen Stadt auseinanderzusetzen hat.

Dieser Roman lebt – wie sollte es auch anders sein bei dem Thema – von der Gegenüberstellung polarer Gegensätze. Hier wird mit Klischees nicht gespart, auf keiner Seite: hier ist der Türke ein typischer Türke und die Deutschen typisch deutsch…wie sollte man auch anders humorvoll besetze Konflikte heraufbeschwören, von denen der Roman schließlich lebt. Wer gerne beschrieben bekommt, wie Internationales auf Kleinbürgerlichkeit trifft und wie religiöse und weltliche Wertvorstellungen aufeinanderprallen, der ist mit diesem Buch gut bedient. Ob es mit einer Nathan-der-Weiseschen Schlusssynthese endet, nämlich der versöhnlichen Feststellung, dass alle Religionen und ergo auch Menschen gleichberechtigt sind und man sich bei allen Unterschieden in Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen üben möge, das vermag sicher nur die Lektüre des ganzen Romans ans Tageslicht zu befördern.

Die märchenhafte Erzählweise und der omnipräsente Erzähler passen ganz gut zum Sujet. Das Cover ist mir etwas zu grell und aufregend, aber naja.