Don Camillo und Peppone mal anders

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bovary Avatar

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Nuri Hodscha kommt als neuer Geistlicher für die liberalere der beiden türkischen Gemeinden in die Stadt. Kaum angekommen, gerät er mit der (noch) amtierenden Oberbürgermeisterin Ursel Piepenkötter aneinander. Der Grund, er will eine repräsentative Moschee für seine Gemeinde. Doch damit ist er an die Falsche geraten. Zu allem Überfluss sind auch noch Neuwahlen angesetzt. Den beiden ist jedes Mittel recht, dem anderen das Leben zur Hölle zu machen. Ziele: keine Moschee für ihn und keine Wiederwahl für sie. Noch 42 Tage bis zur Wahl und der Kampf hat erst begonnen….

Die Parallelen zu Don Camillo und Peppone sind natürlich nicht zu übersehen. Der Hodscha und die Piepenkötter machen sich wie ihre beiden „Vorbilder“ das Leben schwer und entwickeln trotzdem (eben wie diese) eine Art Hassliebe zueinander. Das macht den Witz der Geschichte aus. Es gibt zwischendurch auch Längen, weil sich dann irgendwie die Dinge, welche sich die beiden gegenseitig antun, wiederholen. Die Gespräche zwischen Nuri und Allah sind aber der Clou der Geschichte, die machen immer wieder Freude und bei einer Stelle musste ich wirklich laut herauslachen.

Dadurch, dass die beiden Hauptfiguren ein Mann und eine Frau sind, kommen auch die „Klischees“ über die Geschlechterrollen mit ins Spiel. Ein Geistlicher und eine Politikerin erinnert wiederum mehr an die Serie „Um Himmels willen“.

Nebenbei erfährt man auch einiges über den Islam. So z.B. etwas über die „Geschichte“ des Kopftuches oder die Rechte der Frau in Arabien vor dem Islam und die („positiven“) Veränderungen welche mit dem Islam kamen. Das Buch räumt auch mit einigen Vorurteilen auf oder spielt gezielt mit ihnen.

 

Durch die pubertierenden Kinder Hülya (16-jährig, trägt Kopftuch) und Patrick (17-jährig, war auch schon mal mit dem Gesetzt im Konflikt) der beiden Kontrahenten kommt noch eine zweite Ebene mit ins Spiel. Ob die beiden sich mögen oder nicht, verrate ich hier aber nicht.

 

Ich denke sogar, dass die Geschichte früher oder später verfilmt wird (vielleicht eher fürs Fernsehen als fürs Kino). Der Schluss der Geschichte deutet auch auf eine mögliche Fortsetzung hin. Ich bin schon gespannt.

 

Fazit: Wer Don Camillo und Peppone mochte oder sich die Serie „Um Himmels willen“ ab und zu ansieht, der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es enthält bissige Dialoge, spielt mit Vorurteilen und Klischees und die Gespräche zwischen Nuri und Allah sind manchmal wirklich „göttlich“.