Ein Schlagabtausch

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matheelfe Avatar

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Eine Stadt irgendwo in Deutschland – es stehen in 42 Tagen Bürgermeisterwahlen an. Frau Piepenkötter, die jetzige Oberbürgermeisterin, hofft auf ihre Wiederwahl. Nichts scheint dem entgegenzustehen. Da erscheint im Ort ein neuer Geistlicher für die türkische Gemeinde. Nuri Hodscha kündigt an, eine prächtige Moschee bauen zu wollen. Ursel Piepenkötter, CDU-Mitglied, sieht sich herausgefordert…

Die beiden Protagonisten haben eine Menge gemeinsam. Sie sind alleinerziehend. Ursel Piepenkötter hat einen Sohn namens Patrick, Nuri Hodscha bringt seine Tochter Hülya mit nach Deutschland. Die beiden 16-jährigen gehen in die gleiche Klasse.

Im Hintergrund agiert für den Hodscha Osman, für die Bürgermeisterin Florian Meier.

Die Protagonisten und in ihre Kinder sind sehr gut dargestellt. Ich als Leser lerne ihre Stärken und Schwächen, aber auch die dunklen Punkte ihrer Vergangenheit kennen.

Trotz der teilweise heftigen Auseinandersetzung zeichnet sich der Roman durch einen subtilen Humor aus. Eingeschlossen sind satirische Überhöhungen. Manch Klischee wird bedient und aufs Korn genommen. So spricht Hodscha am Anfang in der Öffentlichkeit gebrochen Deutsch, obwohl er die Sprache beherrscht. Deutlich wird herausgearbeitet, dass es im Islam unterschiedliche Strömungen gibt. Auf der deutschen Seite steht die Frage im Mittelpunkt: Wie gewinnt man Wahlen?  Für beide Partner gilt: Der Zweck heiligt die Mittel.

Der Roman ist in Art eines Tagebuches strukturiert. Es werden die Tage bis zur Wahl zurückgezählt. Dadurch entstehen kurze Kapitel, die zum Weiterlesen animieren.

Besonders gefallen hat mir, dass das Geschehen aus zwei Perspektiven erzählt wird, einmal aus der Sicht der Erwachsenen, zum anderen aus dem Blickwinkel der beiden Jugendlichen.

Zwischen Patrick und Hülya entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung, von der sehr behutsam erzählt wird. Beeindruckt hat mich, welche Überwindung es Hülya kostet, ihr Kopftuch abzulegen. Dabei verstehe ich eigentlich nicht, warum sie es trägt, denn in der Türkei hat sie keins getragen.

Das Buch stellt Fragen des Miteinanders, der Toleranz und der Achtung voreinander in den Mittelpunkt. Hodschas Gespräche mit Allah ließen mich schmunzeln. 

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es zeigt auf humorvolle Art, wie Widerstände überwunden werden können und eine Zusammenarbeit möglich ist.

Das Cover passt zum Thema. Vor dem Hintergrund der Stadt stehen Mann und Frau Rücken an Rücken.