Guareschi im neuen Gewand

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Vom Inhalt her erinnert das neue Buch von Birand Bingül stark an die Romane des italiensichen Autors Guareschi. Wie bei diesem stehen sich ein Politiker und ein Geistlicher gegenüber- nur eben der Zeit entsprechend handelt es sich um eine Oberbürgermeisterin und einen muslimischen Geistlichen. Nachdem Nuri Hodscha in Deutschland angekommen ist, um die Gemeinde in der Gabielstraße zu leiten, legt er sich gleich am ersten Tag mit Ursel Piepenkötter an. Diese ist die Oberbürgermeisterin der Stadt und steckt gerade im Wahlkampf. Daher passt es ihr gar nicht, dass Hodscha seiner Gemeinde eine neue Moschee verspricht. Dieser hat allerdings auch nicht damit gerechnet, gleich eine Lawine loszutreten. Im Laufe des Buches spitzt sich die Lage immer weiter zu und der Zweck heiligt immer mehr die Mittel.

Das Buch ist sprachlich sehr gut geschrieben. Beide Hauptcharaktere sind liebevoll gezeichnet ebenso wie die  Nebencharaktere allen voran die Kinder der beiden Streithähne und der ungeliebte Reporter Bob Winter. Der Spannungsbogen lebt besonders von den kulturellen Unterschieden und den immer unverschämteren Erpressungsversuchen der beiden. Am Ende scheint der Leser vor einem Abgrund aus Koruption zu stehen, der allerdings mit dem Ende des Wahlkampfs wieder verschwindet. Der Wahlkampf ist auch - neben den Streitereien - der rote Faden, der sich in Form von Kapitelüberschriften durch das ganze Buch zieht. Leider, leider ist nach einiger Zeit sehr oft vorhersehbar, was als nächstes passiert.

Als Fazit kann ich dieses Buch durchaus weiterempfehlen. Bingül greift aktuelle Themen auf und verpackt sie in einen schönen, flüssig lesbaren Roman, der trotz brisanter Themen sehr kurzweilig zu lesen ist. Etwas Neues bringt er freilich weder im Konstrukt - siehe Guareschi - noch in der Thematik - siehe Tageszeitungen. Trotzdem habe ich das Buch in kurzer Zeit geradezu verschlungen.