Unterhaltsam

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buchina Avatar

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Den Zusammenprall der unterschiedlichen Kulturen so humorvoll zu begegnen, wie es Birand Bingül mit seinem Roman gelingt, ist eine wunderbare Möglichkeit den Klischees entgegenzutreten.

Mit wunderbaren Klischees beginnt der Roman: Der Hodscha wird als neuer Iman nach Deutschland geschickt und schafft, es innerhalb der ersten Stunden nach seiner Ankunft alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er geht sofort damit an die Presse, dass seine Gemeinde endlich eine richtige Moschee braucht. Frau Piepenkötter, die derzeitige Bürgermeisterin der Kleinstadt könnte sich vielleicht sogar damit abfinden, aber die Wahlen stehen vor der Tür und ihren konservativen Wählern kann sie ja schließlich keine Moschee vor die Nase setzen. Na da haben wir ja schon zwei wichtige Punkte in der Islam-Debatte: Moscheebau und Imane aus dem Ausland angekarrt.

Nun hat Birand Bingül seine Charaktere so abwechslungsreich gestaltet, dass die Klischees in den Hintergrund rücken. Der Hodscha spricht perfekt deutsch, nur in der Öffentlichkeit versetzt er seiner Sprache einen Akzent, damit die Deutschen nicht irritiert sind. Er ist alleinerziehender Vater einer Tochter und hört liebend gern Bruce Springsteen. Seine Tochter ist sehr selbstbewusst, klug und trägt mit Überzeugung Kopftuch. Frau Piepenkötter ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes (schon allein an der Konstelation erkennt man frühzeitig, wie sich die Beziehung der Kinder wohl entwickeln wird) und Vollblutpolitikerin.

Der Schlagabtausch zwischen dem Hodscha und der Piepenkötter ist großartig, aber mit der Zeit vorhersehbar. Das fand ich ab Mitte des Romans im Allgemeinen, die Luft ging etwas raus und die Handlung wurde berechenbar. Die Probleme der Charaktere treten in den Vordergrund. Ich hätte mir eine stärkere Auseinandersetzung der unterschiedlichen Sichtweisen oder auch die Gemeinsamkeiten der Kulturen gewünscht. Am Ende ist es ein sehr unterhaltsames Buch, welches sich gut liest, aber auch keine neuen Einsichten liefert.

Optisch ist das Buch ungewöhnlich und auffällig. Der Einband, eine Mischung zwischen Hard- und Softcover finde ich großartig, sieht nicht nur besser aus, als ein Taschenbuch, lässt sich auch besser lesen und ist nicht so schwer wie ein Hardcover.