Ursel, Nuri und Allah - ein (alp)traumhaftes Gespann

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sissidack Avatar

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Inhaltsangabe in einem Satz: morgenländisches Temperament trifft abendländische Sturheit. Er - Nuri Hodscha - Springsten-Fan, alleinerziehender Vater eine Tochter, aufbrausend, uneinsichtig und rechthaberisch , sie - Ursel Piepenkötter, Rotwein-Fan, alleinerziehende Mutter eines Sohnes, meist ruhig und bedacht agierend, zielstrebig und ergebnisorientiert. Zwei Menschen, die eigentlich fast nichts gemein haben. Doch wie es das Schicksal - welches im Falle von Nuri Hodscha natürlich Allah heißt - will, treffen eben diese beiden grundverschiedenen Menschen eines schönen Tages aufeinander. Eigentlich ist dieser Tag gar nicht so schön; Nuri Hodscha wurde quasi „strafversetzt“ nach Deutschland, Ursel Piepenkötter steckt gerade mitten im Wahlkampf und hat wahrlich genug um die Ohren. Und an jenem schicksalhaften Tag - genau 42 Tage vor der anstehenden Wahl des Oberbürgermeisters - tritt Nuri Hodscha in das Leben der amtierenden Oberbürgermeisterin Ursel Piepenkötter. Nuri Hodscha übernimmt die kleine muslimische Gemeinde der Gabrielstraße - keine große Sache im Prinzip. Doch Nuri macht noch am ersten Tag eine richtig große Sache daraus: Ihm gefällt nicht, dass seine Gemeinde in einer kleinen Hinterhofmoschee ihre Gottesdienste abhalten muss und so fordert er den Bau einer neuen, schönen, großen und repräsentativen Moschee. Ein Fehler - wie sich herausstellt, denn damit beginnt ein verbittertes Ringen mit der Oberbürgermeisterin, die durch eine Genehmigung des Vorhabens jede Menge ach so wichtige Wählerstimmen davon schwimmen sieht. Moslems? Eine neue, große Moschee? Die sind doch alle radikal und Radikale wollen wir nicht also wollen wir auch keine neue, große Moschee. Punkt!
Punkt? Naja, vielleicht lässt sich da ja nicht doch was machen. Es folgt ein langes und zähes Ringen zwischen dem Hodscha und der Piepenkötter. Heimliche Treffen in einer Gartenlaube mitten in der Nacht, Mädchen in Bikinis beim Schwimmunterricht, Sohn und Tochter gegenseitig als Spione eingesetzt, ein medienwirksames Fußballspiel und jede Menge kleine und große Hinterhältigkeiten begleiten, ja bestimmen die „Zusammenarbeit“ von Ursel Piepenkötter und Nuri Hodscha. Keiner gönnt dem anderen auch nur einen Millimeter an Boden, schmutzige Wäsche wird herausgekramt und als Druckmittel genutzt - es werden alle Register gezogen.
Ganz heimlich und nebenbei freunden sich die als Spione gedachten Kinder von Ursel Piepenkötter und Nuri Hodscha an, sie verlieben sich sogar ineinander. Ein Dorn im Auge der Eltern, großes Chaos, viel Schreierei und noch mehr böses Blut als die Eltern von der sich anbahnenden Beziehung der Kinder erfahren. Es geht sogar soweit, dass Nuri Hodscha, ein Mann Allahs(!), einen Schlägertrupp anheuert um den Sohn der Piepenkötter zusammenschlagen zu lassen.
Prompt bekommt Nuri Hodscha eine Standpauke von ganz, ganz oben! Allah selbst spricht mit Nuri, lobt ihn, tadelt ihn, gibt ihm Tipps und Hinweise, alles gewürzt mit ein klein wenig Sarkasmus. Interessante Unterhaltungen kommen zu Stande. Nur, wenn Allah mit jedem seiner Hodschas soviel Zeit im Gebet verbringt wie mit Nuri, dann hat der Mann (?!) wohl nicht nur einen 24h Tag, sondern einen 2400h Tag! Aber wahrscheinlich sind nicht alle Hodschas so hilfsbedürftig wie Nuri…
Schließlich und endlich rückt der Tag der Wahl immer näher, Nuri Hodscha und Ursel Piepenkötter haben sich das Leben gegenseitig mehr als nur unnötig schwer gemacht und beide sind am Ende ihrer Kräfte. Und dann - es geschehen tatsächlich noch Wunder - beginnt Nuri Hodscha zu begreifen. Ein Wink mit dem Scheunentor von Allah, ein paar gutgemeinte Worte der Piepenkötter und Nuri Hodscha sieht ein, dass der Gegenkandidat der Piepenkötter ihm das Leben vielleicht noch schwerer machen könnte, als es die Piepenkötter jetzt ohnehin schon tut. Und schließlich hat man die Sache mit der neuen Moschee schon so lange immer und immer wieder durchdiskutiert, dass man eine Genehmigung der ganzen Sache ja doch irgendwie und unter Abwägung allen Fürs und Widers in Betracht ziehen könnte. Nach der Wahl versteht sich! Aber halt! Die Wahl! Was, wenn Ursel Piepenkötter nun nicht gewinnt? Auf zum Stimmenfang - mal ganz unkonventionell per Freitagspredigt des Hodscha in seiner Hinterhofmoschee in der Gabrielstraße. Im Ernst: Nuri Hodscha ruft seine Gemeindemitglieder dazu auf, die Piepenkötter zu wählen! Ob das funktioniert - der Tag der Wahl wird es zeigen.
Wahltag, Stimmenauszählung: Gegenkandidat liegt knapp vorne, Piepenkötter und Gegenkandidat liegen gleichauf, Ursel Piepenkötter liegt vorne, nur minimal, aber was soll’s? Gewonnen ist gewonnen!
Und das gilt auch für Nuri Hodscha, denn nun bekommt er in absehbarer Zeit die Genehmigung für den Bau einer neuen Moschee. Und gewonnen haben auch die Kinder von Nuri und Ursel - die beiden gehen nämlich zusammen auf Klassenfahrt. Und gewonnen hat auch Allah - endlich nämlich hat Nuri begriffen, was all die Fingerzeigs und Winke mit Zaunpfählen oder Scheunentoren, all das gute Zureden und auch das ermahnende Gespräch bedeuten sollten: mäßige dich, Nuri, denke und handle ruhig und besonnen und du wirst dein Ziel erreichen. Aber wozu eigentlich? Die ganzen Streitigkeiten und Hinterhältigkeiten und Sabotagen sind doch eigentlich ganz lustig und Langeweile kommt so auf keinen Fall auf. Jedem sein Zeitvertreib!
 
Wieder mal ein Buch für einen netten, nicht allzu nachdenklichen Abend. Das latente „Ausländerproblem“, was in der Politik so oft und gerne eine Rolle spielt, wird gut aufgenommen, dann aber nicht trocken durchdiskutiert - das können Politiker ohnehin besser - sondern auf humorvolle Art aus Sicht der gegnerischen Parteien dargestellt. Eigentlich sind wir ja gar nicht so verschieden… Wir haben unseres Ziele, sein es eine gewonnene Wiederwahl, sei es der Bau einer neuen Moschee und wir haben unsere Methoden, diese Ziele zu erreichen. Was passiert, wenn sich zwei Menschen treffen, die ähnliche Methoden anwenden und gleich stur ihr Ziel verfolgen, kann man in diesem Buch nachlesen. Sehr unterhaltsam, wobei ich persönlich vor allem die Dialoge mit Allah sehr gut fand. Der Mann muss eine Engelsgeduld haben!
   
 

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