Grausame Realität

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gaby_kno Avatar

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Wer das Buch „Der Horror der frühen Chirurgie“ zum ersten Mal in die Hand nimmt, erwartet ein Buch über grausame Geschichten. Doch die Realität dieses als Roman getarntes Sachbuch übertrifft sämtliche Vorstellungen. Wir bewegen uns im ersten Weltkrieg und erleben mit, wie die Frontsoldaten als Kanonenfutter im besten Fall ihr Leben verlieren. Wenn sie überleben, fängt der Horror an! Die Gliedmaßen werden abgerissen, die Gedärme quellen aus den Bäuchen und Körper sind schwerst verbrannt. In den Gesichtern fehlen Unter oder Oberkiefer, Nasen und Auge/n. Hier kommt der Chirurg Harold Gillies ins Spiel. Durch ausprobieren (die Opfer waren zum Teil Versuchskarnickel) verbessert er sein Können und schafft es durch unermüdlichem Ehrgeiz den Menschen wieder ein Gesicht zu geben. Durch Hauttransplantation (diese wurde aus dem Bauch genommen) kann er das komplette, verbrannte Gesicht wiederherstellen. Knorpel für den Nasenrücken wurde aus den Rippen entnommen. Er hat so einige Neuerungen entdeckt, die auch heute noch bestand haben. Der Weg bis zur endgültigen Wiederherstellung dauerte mitunter viele Monate, manchmal mehr als ein Jahr. Auch war ein ganz großes Handicap, dass durch die massiven Gesichtsverletzungen keine richtige Anästhesie vorgenommen werden konnte. Erst im Laufe der vielen OPs kamen durch ausprobieren andere Möglichkeiten zum Einsatz, so dass eine OP doch für den Patienten relativ schmerzlos durchgeführt werden konnte. Besonders schlimm aber war die Tatsache, dass die Chirurgen die vorderste Aufgabe hatten, die verletzten Soldaten wieder einsatzbereit zu operieren.
Das Buch ist in 13 Kapiteln unterteilt, wo explizit auf ein Grundthema eingegangen wird. So kann man sich beim lesen doch besser auf die einzelnen Situationen einstellen. Auch andere Chirurgen in anderen Ländern unternahmen ähnliche Operationen, so dass es auch zu Streitigkeiten kam, wer denn als erstes die ultimative, bessere Anwendung erfunden hat!
Schlußendlich gibt es noch ein 30 seitiges Glossar, wo für die ganzen, gelesenen Seiten ein Nachweis der Ereignisse dargestellt wird.
Dieses Buch ist nichts für empfindliche Menschen, doch für medizininteressierte eine Bereicherung. Trotzdem ist es so geschrieben, dass auch Nichtmediziener es verstehen und nachvollziehen können.