Sehr gut!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
anisti Avatar

Von

Der Horror der frühen Chirurgie – als gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin horchte ich natürlich bei diesem Titel auf. Das Cover machte gleich weiter neugierig.
Der Horror handelt in diesem Fall von der plastischen Chirurgie aus dem 1. Weltkrieg. Soldaten erlitten schwere Verletzungen, wenn sie denn überlebten konnten sie ihren Alltag nicht mehr selbstständig gestalten. Ein Arzt (Harold Gillies) nahm sich dem Schicksal der jungen Männer an und wollte ihnen wieder ein „Gesicht geben“.
Zu Beginn des 1.Weltkrieges steckte die plastische Chirurgie noch in den Kinderschuhen, Infektionen lauerten an allen Ecken und Kanten und auch lange Narkosen bargen große Risiken. Doch Harold Gillies forschte und experimentierte unaufhörlich – und dieses Buch ist im Prinzip seine Biografie. Als Arzt leistete er Pionierarbeit und die Autorin schildert in einem flüssigen Erzählstil seine Meisterleistungen (oder auch seine Fehlschläge). Gillies war nicht der einsame Wolf, er war ein Teamplayer – auch über sein Fachgebiet hinaus.
Und gerade dieser Umstand faszinierte mich ein ums andere Mal und ließ mich immer wieder Parallelen in die Gegenwart und meinen beruflichen Erfahrungen im Krankenhaus ziehen.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich kann es jedem in der Medizin beheimateten Lesenden nur empfehlen. Eine Verbesserung hätte ich jedoch anzumerken, der Titel weckt Erwartungen, die die Biografie nicht ganz einlösen kann. Andere Pioniere der plastischen Chirurgie tauchen nur am Rande auf. (Der englische Titel „The Facemaker“ trifft es wohl tatsächlich besser)