Spannend und informativ

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Als der Erste Weltkrieg ausbricht, steht Harold Gillies noch ganz am Anfang seiner Karriere. Konfrontiert mit den schlimmsten Gesichtsverletzungen und Verbrennungen im Kopfbereich, widmet er sich der Rekonstruktion dieser Wunden. Während der Krieg immer schlimmer wütet, revolutioniert er das Gebiet der plastischen Chirurgie.

„Die Kriegsreporter bezeichneten Gesichtsverletzungen als den >härtesten Schlag, den der Krieg einem Menschen versetzen kann <, denn sie nahmen den Betroffenen ihre sichtbare Identität.“ (Seite 184)

Bereits im Vorwort weist die Autorin darauf hin, dass es sich beim vorliegenden Werk um ein Sachbuch handelt. Wenn Sachbücher immer so informativ, spannend und unterhaltsam wären, würde ich wahrscheinlich mehr davon lesen, was mir zeigt, dass Lindsey Fitzharris ein besonderes Talent zum Geschichtenerzählen besitzt. Schon nach den ersten Seiten bin ich gefesselt und nehme um mich herum nichts mehr wahr. Bevor es mit der Herkunft und dem Werdegang der Hauptperson, dem Chirurg Harold Gillies, losgeht, erzählt die Autorin, wie und warum es zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs gekommen ist. Was mir dabei besonders gefallen hat, waren nicht nur die vielen historischen Fakten, sondern dass die Autorin es geschafft hat, immer wieder verschiedene Geschehnisse und Einzelschicksale in die Erzählung einzubringen, die das Gesamtbild vervollständigten. Hierbei beschränkte sie sich weder auf Länder, noch Kontinente und das wiederum muss eine Recherche erforderlich gemacht haben, die mir großen Respekt abnötigt.

Die vielen Beschreibungen und Erklärungen im Buch können für sensible LeserInnen grenzwertig sein, wobei wohl auch das eigene Kopfkino zusätzlich belastend einwirken könnte. Ich bin in dieser Hinsicht nicht zimperlich und hätte mir im Gegenteil manche Vorgänge bebildert gewünscht, wobei es sicherlich ausgereicht hätte, die Fotos schwarzweiß zu belassen, denn ganz so hartgesotten bin nämlich auch ich nicht. Der Werdegang von Harold Gillies ist wahrhaftig ein Buch wert, wenn nicht sogar mehrere. Was dieser Mann auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie geleistet hat, ist ungeheuerlich und ich bin immer noch erstaunt darüber, dass ich seinen Namen bisher noch nie gehört habe. Hervorheben möchte ich hierbei zum Beispiel, dass es ihm nicht nur um das Aussehen ging, sondern gleichermaßen darum, dass auch die Funktionalität wieder hergestellt wurde. Dies war bis dahin nicht das Bestreben der Ärzteschaft, wobei es auch daran lag, dass dieser Grenzen gesetzt waren aus verschiedenen Gründen.

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht mehr zum Inhalt verraten, um jedem die Möglichkeit zum staunen, lernen und überrascht sein zu geben, genauso wie es mir erging. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.