Starke Recherche trifft auf Unterhaltunfsroman

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Wie bereits in ihrem Vorgängertitel - „Der Horror der frühen Medizin“ (wo die Anfänge des Medizingenies Joseph Listes unter die Lupe genommen wurden) - setzt Fitzharris auch hier wieder alles daran, amüsiert an die Thematik heranzugehen, dennoch bewusst sachlich und emotional distanziert zu bleiben und stets den Blick fürs Detail zu schärfen. Es ist auf alle Fälle durchaus ratsam, sich mit vielerlei medizinischen Fachbegriffen vertraut zu machen, bevor man die Bücher von Lindsay Fitzharris zzr Hand nimmt, bzw. kann es nicht schaden, da so das Lesevergnügen relativ simpel gesteigert werden kann.

Was mir bei „Der Horror der frühen Chirurgie“ so gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass es einfach stark und eingehend recherchiert wurde und jedes Kapitel sehr genau unter die Lupe genommen worden. Außerdem schafft es die Autorin auch hier wieder gekonnt, die Leserschaft konstant im Glaube zu lassen, sie hätten eher mit einem Unterhaltungsroman zu tun, als mit staubtrockener Fachliteratur. Das ist eine ganz essentielle Komponente, möchte man fundiertes Wissen vermitteln, das sich dauerhaft ins Langzeitgedächtnis einpflanzen sollte.

Und wieder ist es die Pionierarbeit eines einzelnen Geistes, dem wir es zu verdanken haben - hier konkret in chirurgischer Hinsicht -, dass wir uns heute auf erprobte, begründete medizinische Fakten in der Plastik verlassen können und somit Leid zu mindern vermögen, dem die Menschheit im frühen 20. Jahrhundert - leider Gottes - noch ausgeliefert war.

Genau diese Wichtigheit der Sache selbst bringt Fitzharris eindrucksvoll und druchwegs unterhaltsam zu Papier.
Dass hier und da langatmige Passagen dabei sein könnten, ist bei all den Fachtermini und dem „Medizinkauderwelsch“ vollkommen normal.