Verstörend faszinierend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
chomaky95 Avatar

Von

Nachdem mich die Leseprobe von "Die Horror der frühen Chirurgie" und der Erstlingsband der Autorin Lindsay Fitzharris ("Die Horror der frühen Medizin"), sowie das Cover und die Thematik bereits vollkommen überzeugt hatten, musste ich es direkt zu Erscheinungstermin kaufen, um es am Wochenende suchtartig durchzulesen. Letztendlich habe ich das Buch mit einer irritierend verstörenden Faszination gelesen - man wundert sich über sich selbst.
Wie auch zuvor ist dieser Umriss der Geschichte der Anfänge der moderneren Schönheitschirurgie absolut umfangreich und ausführlich recherchiert und in unterhaltsamer und ansprechender Weise zu einem interessanten Werk zusammengeführt. Fitzharris' Schreibstil ist gewohnt eingängig und flüssig.
Das geschichtlich orientierte Werk erhält einen literarischen und unterhaltsamen Anspruch durch den interessanten und clever gewählten Kunstgriff, Harold Gillies als Hauptfigur, bzw. ständigen Rezeptionscharakter einzuführen, dessen Geschichte und medizinische Leistungen gleichsam mit den Anfängen der Chirurgie verwoben ist. Nähe zum Stoff baut Fitzharris außerdem dadurch auf, dass die Geschichten und Schicksale verschiedener Kriegsversehrter nach Ende des Ersten Weltkrieges aufgegriffen und verfolgt werden. Der Schrecken des Krieges und die zahlreichen Opfer, die er gefordert hat, werden hier in keiner Weise geschönt sondern in aller Brutalität dargestellt. Somit erlangt das Buch nicht nur unterhaltenden, sondern ebenso lehrreichen Charakter, der es zu einem wichtigen Beitrag der Bildungsliteratur macht.
Insgesamt hat mir das Buch gefallen, einen Stern würde ich lediglich abziehen, weil es mir dann an einigen Stellen doch etwas zu anschaulich wurde, aber das macht letztendlich auch die Stärke des Buches aus. Ich kann es auf jeden Fall als einen kleinen Teil neuer Allgemeinbildung weiterempfehlen.