Faszinierende Einblicke in das "Jahrhundert der Chirurgen" (19.Jahrhundert)

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Der Prolog beschäftigt sich mit der grundlegenden Entdeckung der Medizin, die die Vornahme größerer chirurgischer Eingriffe überhaupt erst ermöglichte: die Anästhesie. Hier berichtet die Autorin über die Entdeckung des Äthers bereits im Mittelalter und die praktische Umsetzung des Äthergebrauchs zur Schmerzausschaltung, die erst in den 1840er Jahren stattfand.
Zu dieser Zeit glichen Operationen, die von Ärzten im blutverkrusteten Gehrock ausgeführt wurden, einem öffentlichen "Entertainment", interessierte Laien konnten im Operationstheater zuschauen und brachten so viel Straßenschmutz mit in den Saal. Diese hygienischen Missstände resultierten darin, dass viele Patienten trotz der Schmerzbetäubung die Operation nicht überlebten, bzw. wenig später an einer Sepsis starben.
Der Prolog schildert auch sehr anschaulich das Vorgehen bei Operationen sowohl vor als auch kurz nach Einführung der Anästhesie - diese bildhaften Darstellungen dürften nur für abgebrühte Leser geeignet sein.
Das Ende des ausführlichen Prologs (und der Leseprobe) bringt den Brückenschlag zum eigentlichen Thema dieses Sachbuchs, das Leben und Wirken von Joseph Lister, dem die Menschheit die Antisepsis und dann die Asepsis in Operationssälen und dadurch unzählige gerettete Menschenleben verdankt.
Das Buch erinnert mich an "Das Jahrhundert der Chirurgen" von Jürgen Thorwald und übt auf mich dieselbe Faszination aus. Ich habe in London bereits einen Operationssaal besucht, in dem Lister tätig war und würde dieses Buch sehr gern lesen.