Horror in Reinkultur

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Das Buch führt den Horror berechtigt im Titel. Es ist nur kein Thriller im eigentlichen Sinne sondern der Horror in frühen Zeiten. Man muss starke Nerven mitbringen. Fitzharris beschreibt die frühene OP-Sälen mit ihrem belustigen Publikum so gut, dass einem der Geruch des abgestandenen Blutes und des Eiters in die Nase steigt.

Krankenhäuser als Sterbeorte, kam dort hinein konnte man des Todes sicher sein. Der blanke Horror erfasst einem wenn man sich vorstellt vor den Zeiten der Desinfektion operiert worden zu sein und das ohne Schmerzmittel.

Fitzharris versteht es eine sehr lebendige Biographie mit vielen Stationen des Lebens von Joseph Lister, dem Wegbereiter der Sterilisation zu schreiben. Die Biographie ist jenseits der üblichen schnöden Biographien zwischen Kindheit und Genie. Man liest sich in die Zeit ein, in der die Leute davon überzeugt waren, dass Krankheiten und Infektionen über die "schlechte Luft" übertragen wurde - auch kein schlechter Gedanke in der frühen Industrialisierung. Und die Mediziner vom OP-Tisch mit blutiger Kleidung zur Visite oder gleich in die Kneipe gingen.
Es werden neben Lister weitere Persönlichkeiten und Wegbereiter vorgestellt, so dass man eine wirklich gute Vorstellung der Zeit hat.
Klare Empfehlung.