Todesfalle Krankenhaus

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kainundabel Avatar

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„Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.“ Wer im 19. Jahrhundert zur Behandlung ins Krankenhaus ging, begab sich unweigerlich in Gefahr. In Lebensgefahr, denn die Gewissheit, auf der Suche nach Hilfe ebenda umzukommen, war sehr groß. Wir können uns glücklich schätzen, in einer Zeit zu leben, in der die medizinischen (Er-)Kenntnisse und Errungenschaften ein hohes Niveau erreicht haben. Auf dem Weg dorthin haben unsere Vorfahren geradezu Unmenschliches erleiden müssen. Amputationen ohne Narkose, Operationen, die der Chirurg mit schmutzigen Händen und Skalpell erledigte, während seine Kleidung von den Resten und Sekreten der vorherigen OP nur so strotzte. Keimfreiheit – ein absolutes Fremdwort. Dass Keime nach erfolgreicher Operation in die Wunde eindringen könnten, um dort ihr todbringendes Unwesen zu treiben, wollten allzu viele Ärzte nicht wahrhaben oder wussten es einfach nicht besser. Über weite Passagen hinweg benötigt man für Lindsey Fitzharris’ Schilderungen starke Nerven. (als „Vorgeschmack“ empfohlen : https://www.youtube.com/watch?v=KYNfG8iXtVI).
Für heutige Verhältnisse übersteigen die Zustände in den britischen Krankenhäusern (und sicher nicht nur dort) des 19.Jahrhunderts unser Vorstellungsvermögen.
Gegen alle Widerstände seiner Standeskollegen macht sich der junge Joseph Lister auf, den „Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber und Knochenklempner“ aufzunehmen. Letztlich mit Erfolg, aber der Weg dorthin ist für den sensiblen zurückhaltenden Chirurgen mühsam, steinig und von Rückschlägen und heftigsten Anfeindungen geprägt. Seinem Durchhaltevermögen, seinem unbändigen Willen, die enorm hohe Sterberate in den Hospitälern drastisch zu reduzieren, verdanken wir unseren heutigen medizinischen Standard. Die Autorin erzählt die Wechselfälle dieses Pionierlebens abwechslungsreich und spannend, und mit jeder Seite mehr empfindet man als Leser Dankbarkeit für die Leistungen Joseph Listers.