Der japanische Liebhaber - ein Leben lang geliebt

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Historisch und geographisch weit verlaufen die Stränge in Isabel Allendes neuestem Roman, "Der japanische Liebhaber". Aus dem polnischen Ghetto wird die junge Alma zu ihren Verwandten nach Amerika geschickt, die Eltern selbst wollen und können nicht mehr fliehen. Nur ihre Kinder retten sie, indem sie sie außer Landes bringen, denn Almas Bruder Samuel kommt bereits zwei Jahre vorher nach England.
In den USA ist das kleine zehnjährige Mädchen zunächst verloren, weint sich in den Schlaf und klammert sich an den vier Jahre älteren Cousin Nathaniel. Dieser bleibt auch bis zum Ende die Bezugsperson für Alma, aus deren Perspektive ein Großteil der Geschichte erzählt wird. Denn Alma ist inzwischen alt, so alt, dass sie sich selbst in einem Heim einmietet und das herrschaftliche Haus an der Pazifikküste verlässt. In diesem Heim lernt sie Irina kennen, eine junge Frau, die nach vielen Anläufen nun in diesem Seniorenheim eine neue Anstellung findet. Die beiden sehr unterschiedlichen Frauen sind sich sympathisch und verbringen in der Folge viel Zeit miteinander. Nach und nach vertrauen sie sich ihre Lebensgeschichten an.
Und diese Geschichten sind es, die Allendes Roman so besonders machen. Denn sie verknüpft das moderne Leben einer Seniorin in San Francisco mit vielen historischen Anmerkungen. So ist der titelgebende japanische Liebhaber der junge Ichimei Fukuda, den Alma bereits in ihren ersten Monaten in den USA kennenlernt. Als Japanischstämmiger wird er nach dem Angriff auf Pearl Harbour interniert - und hier wird der Roman für mich durchaus zu einem lehrreichen Buch, denn von dieser Geschichte wusste ich bisher nur wenig.
Auf eine ruhige Art erzählt Allende die vielfältigen Verwicklungen, die Hindernisse für eine offene Partnerschaft zwischen verschiedenen Kulturen, aber auch über die allumfassende und ewig dauernde Liebe. Auch wenn ich diese Art von Familiengeschichten mag, muss ich auch bei Allendes "japanischem Liebhaber" feststellen, dass einfach zu viele Einzelheiten, zu viele Fährnisse auftreten, die die Geschichte zum einen überfrachten, zum anderen auch leicht unlogisch werden lassen.
Insgesamt war diese Geschichte über die ewigdauernde Liebe und der Ratschlag, seinem Herzen zu folgen, sehr schön, aber irgendwie hatte ich noch etwas mehr, etwas Besonderes erwartet, das an das "Geisterhaus" oder an den "unendlichen Plan" heranreicht. Nicht überragend, aber gut.