Ein atemloses Leben

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cara_11 Avatar

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Verpackt in der Schilderung des Alltags und der vordergründigen Geschichte der Pflegerin Irina erfährt man die Lebensgeschichte der Alma Belasco. Irina hat eine Stelle auf Zeit in einer Altersresidenz in San Francisco, in dem sich Künstler und andere kreative Geister tummeln. Wie es sich für einen Roman von Allende gehört, werden bei der Vorstellung von Lark House, der Residenz, auch die Geister, die sich dort niedergelassen haben, mit einbezogen.
Der Alltag ändert sich, als ins Haus 1, also in den Teil der Seniorenresidenz, in dem Damen und Herren untergebracht sind, die noch rüstig genug sind, sich alleine zu versorgen und keine Hilfe in Anspruch nehmen müssen, Alma Belasco einzieht und Irina kurzerhand für die Ordnung Ihrer Memoiren engagiert.
Dadurch bekommt Irina mit, dass Alma regelmäßig Briefe in gelben Umschlägen und Blumen zugesandt bekommt und auch immer wieder für einige Tage aus dem Heim verschwindet (und dabei ihre schönsten Nachthemden mitnimmt). Weshalb Irina vermutet, dass Alma einen Liebhaber haben muss.
Neugierig geworden macht sie sich gemeinsam mit Seth, dem Enkel Almas, der die Memoiren in einem Buch veröffentlichen will, diesem geheimnisvollen Mann auf die Spur. Im Zuge dieser Recherchen erfährt man eigentlich Alma’s gesamte Lebensgeschichte, von dem Moment an, als das kleine Mädchen jüdischer Herkunft in Warschau zu Beginn des Krieges zu einem Onkel nach Amerika (Seths Großvater) geschickt wird.
Bei der Ankunft lernt Alma ihren Cousin kennen und greift fest nach seiner Hand – eine gewisse Symbolik, denn sie wird diesen Mann bis zu seinem Tode nicht mehr loslassen.
Der unverwechselbare Stil Isabel Allendes lässt durch viele Details und kleine Wendungen die Geschichte so lebendig wirken, man glaubt fast, Alma persönlich zu kennen. Neben der Haupthandlung erfährt man einige geschichtsrelevante Details aus jener Zeit – aus dem Krieg, dem Widerstand in Frankreich, die Deportation der japanischen Bevölkerung nach der Bombadierung Pearl Harbours etc.
Ein wunderbares und kluges Buch.
Irinas Lebensgeschichte, die auch äußerst tragische Momente aufweist, verblasste ein wenig neben der wunderbaren Liebesgeschichte von Alma. Die Sequenz mit dem FBI fand ich ein wenig aufgesetzt, fast so, als ob Fr. Allende die Idee im letzten Moment gekommen wäre, dieses Thema auch noch zu behandeln.