Liebe und Schicksal

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wandablue Avatar

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Wurden Stil und Inhalt von Isabel Allendes Romanen durch die Verlagerung ihres Lebensmittelpunktes von Chile nach Kalifornien beeinflußt? Der erste große Erfolg „Das Geisterhaus“ war stilistisch eindeutig noch sehr südamerikanisch. „Der japanische Liebhaber“ scheint mir eine Mischung von üppig südamerikanisch und von amerikanischem Auswuchs zu sein. In diesem Roman ist jedenfalls alles Drama, Drama, Drama und, man erwartet es natürlich schon, noch einmal Drama und er ist trotzdem merkwürdig glatt. Erschüttert war ich jedenfalls nicht, auch nicht mitgenommen, insofern ging der Roman an mir vorbei, aber gut unterhalten fühlte ich mich mit jeder Zeile. Die Lektüre hat einfach Spaß gemacht.

Handlungsort ist San Franciso. Alma Belasco, deren Großfamilie und Irina, die junge Pflegerin in Lark House, der Seniorenresidenz, in die Alma sich zurückgezogen hat, sind Protagonisten der Szenerie. Und ein paar andere, die drum rum angesiedelt sind. Jeder hat mächtig viel Schickal und alles ist ineinander verwoben wie Fäden im Gobelin. Geschrieben hat Isabel Allende ihre Geschichte mit großer Stilsicherheit und Erfindungsgabe, eins greift ins andere, die Geschichte entfaltet sich nach und nach und ist rund, Charme hat sie auch, Fäden bleiben keine liegen. Ist sie auch kitschig? Na ja, beinahe. Ok, um ehrlich zu sein, ein bisschen schon. Das liegt am Plot, nicht an der Schreibweise.

Doch sie hat mir gefallen. Zeitweilig hatte der Roman sogar Potenzial zu meinen Lieblingsbüchern zu avancieren, dann nahm das Drama doch ein wenig überhand. Ein Touch too much. Aber Isabel Allende kann eben schreiben. Der Plot mag nicht der erschütterndste sein, obwohl er so angelegt ist, aber der Erzählstil reißt alles raus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Isabel Allende damit einen Roman schreddern könnte.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Roman um Liebe und Schicksal.

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Suhrkamp 2015