5,0 von 5 Sternen Harter und faszinierender Roman über das Erwachsenwerden in schwierigen Umständen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
laleli Avatar

Von

Hinter der Goldküste und ihren sonnigen Stränden wohnt das Elend: In den verrufenen Vorstädten der Metropole Brisbane herrschen Armut und Alkoholismus, Gewalt, Drogen und Kriminalität.
Dort ist wenig Platz für eine unbeschwerte Kindheit, das bekommen auch die Brüder Eli und Gus Bell zu spüren.
Zwar bemühen sich die Mutter und der Stiefvater Lyle, den beiden Jungs irgendwie Geborgenheit zu geben. Doch die beiden aufgeweckten Brüder erkennen schon bald trotz ihres jungen Alters, dass die Eltern den Lebensunterhalt der Familie mit Dealen verdienen und auch selbst heroinabhängig sind.
Ein wenig Halt findet der Erzähler Eli in seiner Beziehung zum „Babysitter“ Slim Halliday, einem Ex-Knacki, der wegen Mord eingesessen hat und trotzdem ein guter Mensch ist. Ohne etwas von der Geschichte verraten zu wollen: Bevor es besser werden kann, wird es noch einmal schlimmer…
Denn dann löst sich sogar diese brüchige Sicherheit in einer Explosion von Verbrechen und Gewalt auf, die Familie fällt auseinander und es geschehen wirklich schlimme Dinge. Die Brüder müssen bei ihrem leiblichen Vater, den sie kaum kennen, unterkommen. Der ist ein arbeitslosen Alkoholiker, lebt in völlig desolaten Verhältnissen, doch er bemüht sich um seine Söhne.

Wie am Ende fast alle Wünsche Elis wahr werden, was die Geheimnisse der Zeit und des roten Telefon sind, warum vermeintliche gute Menschen grausame Kriminelle und verurteilte Mörder gute Menschen sein können, wie es fast immer noch einen Ausweg und eine Chance gibt und wie sich die Geschichte am Ende zu einem atemberaubend spannenden Finale zuspitzt, das müssen Sie schon selber lesen.

Der Autor Trent Dalton ist ein erfolgreicher Journalist und in der Geschichte des „Jungen der das Universum verschlingt“, verarbeitet er auch Erfahrungen aus seiner eigenen Kindheit und Jugend in einem Vorort von Brisbane.
Eine genussvolle Lektüre ist das nicht immer, es gibt einige Längen im Buch, das nebenbei auch voll von abgedrehten Milieu- und Detailschilderungen ist und so musste ich mich teils schon durchkämpfen:
Die Beschreibung der soziale Missstände, der Kriminalität und Perspektivelosigkeit, die Dalton aus eigener Anschauung schildert, ist schwer erträglich. Zart besaitete Leser dürften schon an der zwar lebendigen und bildreichen, aber oft sehr drastischen Sprache Anstoß nehmen. Und doch gibt es stets auch eine andere, poetische und beinahe spirituelle Ebene.
Ein Buch, in dem es nicht nur ums Erwachsenwerden geht, sondern auch darum, wie man mit dem Leben fertig werden kann, wenn man nicht auf dessen Sonnenseite geboren wurde. Und das uns beim Lesen immer wieder eine wichtige Frage stellt: Was macht einen guten Menschen aus?

Fazit: Großer Roman, der nicht umsonst in Australien ein Riesenerfolg war. Idealer Stoff für eine Verfilmung, die schon in Arbeit ist. Wer es sich leicht machen möchte, kann auf den Film warten.
Für alle anderen: Leseempfehlung! (Wer kann, vielleicht sogar im Original…?)