Das Buch, das der Leser verschlang!

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Ich hatte das Vergnügen, die letzten zwei/drei Wochen mit diesem hübschen Buch verbringen zu dürfen. Und ich muss sagen, dass es mich intensiv beschäftigt hat. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es sehr viele Song-Verweise gibt und ich schon nach einigen Kapiteln eine Playlist zusammengestellt hatte, die sich sehen lassen kann. Die habe ich dann immer beim Lesen gehört und was soll ich sagen: Sie hat wie die Faust aufs Auge gepasst. Ich liege wohl nicht falsch, wenn ich behaupte, dass ich die Geschichte gefühlt habe. Wichtige Stichpunkte, die einem helfen, die Handlung einzusortieren, sind: 80'er Jahre, Brisbane (Australien), Drogen, schwere Kindheit, große Träume, Traumata. Und eine blühende Phantasie.

Worauf man sich auf jeden Fall auch einstellen sollte, sind die vielen dreckigen Bilder, die durch die Erzählung heraufbeschworen werden. Mir haben sich die Zehennägel gekräuselt, wenn das Elend beschrieben wurde: In Form von blutigen Szenen, schmutzigen Orten, Ungeziefer... Unverhofft kommt oft. Ich finde es eine sehr starke Leistung, wenn ein Autor es vollbringt, dass die Leser*innen nicht nur mitfühlen, sondern das Leid teilen, weil sie vermeintlich dasselbe sehen wie der Erzähler. Ein Film hätte es kaum plastischer vermitteln können. Apropos: Ich warte nun auf die Verfilmung! Es war sogar, als ob Gerüche und andere Eindrücke durch die Seiten zu mir gelangt sind.

Dadurch wird auch der Umstand aufgewogen, dass der Zauber im letzten Drittel nachgelassen hat. Da hat mich die Geschichte ein wenig verloren. Es kam zu viel zusammen und dafür, dass es am Anfang noch so glaubwürdig war, gab es zu viele Fügungen. Allerdings war es deswegen auch bis zuletzt spannungsgeladen und ich denke, dass ein anderes Ende es auch nicht hätte viel besser machen können. Nun gut, man könnte den Verlauf "Schema F" nennen, aber genau das ist es, was die Besonderheit dieses Romans ausmacht: Die Anbindung an die Biographie des Autoren und das Spiel mit Überhöhung der Wirklichkeit. Ja, es gibt unerklärliche Begebenheiten und teilweise zu viel Pech oder Glück, um in unsere Vorstellung der Realität zu passen. Aber dennoch fühlt es sich die ganze Zeit echt an. Fiktionalität und Wirklichkeit lassen sich nicht trennen. Manche Dinge lassen sich nur poetisch verklärt ausdrücken.

Womit wir bei der Sprache wären. Diese ist bis auf einige hoch poetische Phrasen, wozu auch der Titel gehört, ziemlich klar. Für meinen Geschmack hätte es diese Phrasen nicht gebraucht. Sie wirkten teilweise deplatziert und zu sehr gewollt, aber ich muss dennoch zugeben, dass sie dem Buch eine zusätzliche Würze verliehen haben. Zusammen mit dem Phänomen des Wörter-in-die-Luft-Schreibens kann man es so stehen lassen.

Ich glaube, dass ich Eli, seine Familie und Freunde vermissen werde. Obwohl die beschrieben Szenen und das Setting an Derbheit kaum übertroffen werden können, habe ich mich sehr wohl gefühlt. Alle Interessierten seien dennoch gewarnt, dass es teilweise sehr heftig zugeht: Gewalt, Kriminalität, Sucht, Vernachlässigung... Aber betrachtet man das Ganze aus einer anderen Perspektive, wird auf einmal eine schöne Coming-Of-Age-Geschichte daraus, die einem die Hoffnung vermittelt, dass man letztendlich auch hinter dem dunkelsten Tunnel Licht finden kann und es auf die Liebe ankommt, die man vor allem während des Aufwachsens teilt.