Menschen von Down Under

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pawlodar Avatar

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Was für ein Tornado aus Menschen und Schicksalen, der den Leser schier umwirft und ihm den Atem nimmt! Der Schauplatz, an dem die Protagonisten dieses Romans versammelt sind, erscheint als tiefster Höllengrund, und es ist nicht klar, ob es Engel oder Teufel sind, die hier ihr Leben fristen, Verlorene sind es allemal! Frappierendster Umstand: obwohl für die beiden Brüder Eli und Gus die Startbedingungen ins Leben denkbar ungünstig sind, scheinen sie, einem inneren Kompass folgend, gespeist von einer inneren Kraftquelle, im tiefsten Inneren unangreifbar einem Pfad zur charakterlichen Festigung zu folgen. Was keinesfalls auch für ihre äußere Unversehrtheit gilt! Gus‘ Verstummen nach einem traumatischen Kindheitserlebnis, das erst vergleichsweise spät im Roman aufgeklärt wird, Elis Verstümmelung, erzählt in einer denkbar brutal gestalteten Episode, verdeutlichen dem Leser exemplarisch diesen für den Roman konstituierenden Widerspruch. Eine Traumwelt, deren lebenserhaltende Qualität immer wieder deutlich wird, erfährt ganz am Schluss ihre Auflösung, als sie nicht mehr vonnöten ist, um die Brüder die lebensfeindliche Realität ertragen zu lassen. Kritisch anzumerken ist, dass dem Autor der Text einfach zu lang geraten ist, Motive, die für die Auflösung der überaus komplexen Konstruktion unverzichtbar sind, geraten zeitweise aus dem Blick. Doch es ist hervorzuheben, dass die prägnanten Charakterporträts der Individuen, die für die Entwicklung der beiden jugendlichen Hauptfiguren entscheidend sind, den Leser fesseln. Trent Daltons These ist ganz klar, dass ein negatives soziales Umfeld nicht zwangsläufig zu einer negativen Sozialisierung führen muss.